'Die Farbe Blau' - Barbara Sonntag, Pfarrerin JVA „Roter Ochse“ (12/2014 - 1/2015)

Die Farbe Blau ist zunächst nicht die Farbe, die mit Advent und Weihnachten in Verbindung gebracht wird: Adventskerzen sind rot oder honigfarben und natürlich der grüne Tannenschmuck.

Haben Sie in der letzten Zeit gegen 16:45 mal in den Himmel geschaut? Ungefähr eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang? Oder sind Sie da gerade auf dem Heimweg von der Arbeit, vom Kindergarten, von der Schule, die Hände voll mit Eingekauftem und den Kopf mit Gedanken des Alltags? Es lohnt sich, den Blick nach oben zu wenden! Zu erblicken ist die „Blaue Stunde“. Wenn man sich Zeit nimmt für mehr als flüchtiges Hinschauen, wird man sich ihrem Zauber nicht entziehen können. Mit schönstem Blau ist der Himmel bei klarem Wetter geschmückt - als wenn hinter der Himmelswand zusätzlich ein Licht den Horizont anstrahlt.

Es verabschiedet sich der Tag mit tiefem Blau und sich Zeit lassender Behutsamkeit und macht der Nacht Platz. Der Himmel ist geöffnet, sein Blau lässt etwas erahnen von Ewigkeit, Unendlichkeit und Tiefe, die ihren Weg in unser Inneres und Widerhall in uns finden. Es ist, als ob Gott aus einer anderen Welt zu uns hinüberwinkt.

Wie trostlos muss es sein, wenn man den Himmel nicht sehen kann oder darf. Täglich den Himmel sehen und seinen Horizont spüren – muss Menschenrecht sein.

An einer anderen Stelle begegnet man jedoch der Farbe blau in der Weihnachtszeit:
Maria, die Mutter von Jesu Christus, Gottes Sohn, der in der Heiligen Nacht auf die Welt gekommen ist, trägt auf Gemälden fast immer einen blauen Mantel. Ob das Zufall ist? Oder ob die Künstler mit der Farbe blau in Maria, der Mutter eines Gottes- und Menschkindes, Göttliches und Irdisches vereinen wollten?

Schauen Sie in den Himmel und lassen Sie sich von seinem Blau weitmachen!