Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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Der 2. September war einmal ein großer Feiertag in Deutschland, der so genannte Sedantag. Am 2. 9. 1870 hatten preußische Truppen bei Sedan französische Verbände besiegt. Dieser Sieg war eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Reichsgründung und zur Krönung Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser. Der 2. 9. wurde zum nationalen Festtag, zum Tag des Triumphes. Es gab Veranstaltungen an Schulen und Universitäten. Es gab öffentlichen Jubel und Paraden. Der Sedantag war – in Zeiten, als man in Europa noch in Sieg und Niederlage dachte – ein Tag des Sieges. Nach der Katastrophe des 1. Weltkrieges wurde er schnell wieder abgeschafft.
Deutsche (und nicht nur deutsche) Nationalfeiertage hatten oft etwas mit Stolz zu tun: Stolz auf das eigene Land, Stolz über eigene Erfolge, Stolz über militärische Siege. Es ist gut, dass wir uns davon verabschiedet haben. Der Stolz auf das eigene Land muss uns nicht abhandenkommen, aber er kann ja leise bleiben und sich mit Dank und Demut verbinden. Der 3. Oktober ist ein Tag des Dankes. 1990 haben wir ihn mit dem Choral „Nun danket alle Gott“ begangen. So ist es recht. Was wir erreicht haben, verdanken wir Gott. Das Denken in Sieg und Niederlage muss der Bitte an Gott weichen, er möge unserem Land und den anderen Ländern weiterhin gnädig sein. Andere Nationen sind keine Gegner, sondern Partner. Nur wer sein eigenes Land und die anderen Länder in der Perspektive der Partnerschaft sehen kann, wird mit Gottes Hilfe die Zukunft bewältigen in Europa und in der Welt.
Prof. Dr. Jörg Ulrich
Universitätsprediger der MLU Halle-Wittenberg