Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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Gibt es etwas Positives am Fremdsein?
Ich habe mich gefragt, ob es Vorteile oder positive Aspekte am Fremdsein gibt. Oft hört man nur von den negativen Seiten z.B. Sprachbarrieren, Missverständnisse, Widrigkeiten durch kulturelle Unterschiede - diese Liste könnte endlos fortgeführt werden. Doch worin liegen die Vorteile, in einem fremden Land zu leben? So viele Dinge muss man neu lernen. Sei es ein Ticket für die Straßenbahn zu kaufen, oder sich Möbel für die Wohnung zu besorgen. Zudem wird man die eigenen Werte, mit den Werten der neuen Heimat vergleichen. Was ist besser, was ist so anders, dass man es nicht nachvollziehen kann? Wo ist man sich unsicher? Sicherlich wird man die schönen Dinge auf einmal schätzen, die man in der alten Heimat hatte und jetzt vermisst. Vielleicht kann man mit negativen Erlebnissen und Erinnerungen besser abschließen, was vielleicht in der alten Heimat gar nicht so einfach möglich gewesen wäre. Eins ist auf jeden Fall sicher: Man fängt ein neues Leben an. Die Vergangenheit bleibt und doch ändert sich so viel. Ist Veränderung nicht auch die Bedeutung von Leben? Viele Dinge, die selbstverständlich waren, sind nun nicht mehr da. Es scheint so, als ob man nur noch Gott hat. Ist dies nicht ein positiver Aspekt vom Fremdsein? Man ist auf Gott angewiesen. Zu selten kommt man an diesen Punkt, wenn vieles scheinbar so sicher ist.
Als Jesus auf die Erde kam, musste er auch alle Sicherheiten aufgeben, sogar sein Leben. Gleichzeitig war er auf den Vater angewiesen. Man könnte sagen, dass Unsicherheiten dazu führen, dass wir mehr auf Gott angewiesen sind. Nun können wir aber die Unsicherheiten nicht künstlich erzeugen, um mehr auf Gott angewiesen zu sein. Wir können uns aber in die Menschen einfühlen, die hier sind und scheinbar alle Sicherheiten verloren haben. Wir sind auf Gott angewiesen - mit Sicherheit.