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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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Mit Dank (Zum Tag der Deutschen Einheit)- Gastbeitrag des Superintendenten in der Mitteldeutschen Zeitung

„O happy day“ singen die „Salttown Voices“ aus Halle am letzten Samstag in Brachstedt. Nicht zum Tag der Deutschen Einheit, sondern zum Ende eines Bauabschnittes in der dortigen Kirche. Politische Feiertage werden emotionsloser begangen. Fahnen, Triumphzüge und innige Küsse der Parteioberen von einst lassen uns heute nüchtern sein. Für alle, die damals noch Kind waren, liegt diese Zeit ohnehin ganz fern.

„Vielleicht brauchen wir vor dem 3. Oktober einen Tag der Erinnerung an die DDR. Das würde die Freude über das, was wir heute erleben, steigern“, meint Günter Buchenau, zwischen 1987 und 1994 mein Vorvorgänger im Superintendentenamt. „Die Angst hat das Leben bestimmt und mit ihr gab es eine Zweigleisigkeit im Denken. Bis zum 9. Oktober 1989: Die Hallenser Polizei prügelt ihre Bürger zusammen. Viele fliehen in die geöffnete Marktkirche. Das Mikrofon ist an und jeder, der redet, nennt ohne Angst vor Spitzeln seinen Namen. Auf einmal steht die Freiheit mitten im Raum.“

Mir ist die biblische Geschichte vom Auszug des Volkes Israel aus der ägyptischen Knechtschaft vor Augen. Gott ermutigt die Unterdrückten zum Aufbruch. Sie machen sich auf den Weg. Sie träumen von blühenden Landschaften. Von Freiheit. Doch sie landen zuerst in der Wüste. Sie murren. Sie sehnen sich zurück an die Fleischtöpfe der Unterdrücker. Schließlich erreichen sie das verheißene Land: es muss mühsam bestellt werden, Städte sind zu gestalten, Wirtschaft anzukurbeln. Die Skepsis ist groß. Manchmal will die alte Ohnmacht wieder überhand nehmen. Doch miteinander gelingt das Leben, auch wenn es noch nicht das Paradies ist.

Es ist ein „happy day“, ein fröhlicher Tag am letzten Samstag in Brachstedt. Christen und Nichtchristen gemeinsam lassen die alte Dorfkirche in neuem Glanz erstrahlen und beleben sie über Gottesdienste und Andachten hinaus. Für mich ist das ein Zeichen: wir haben etwas in unserem vereinigten Land in den letzten 23 Jahren geschafft. Manches bleibt noch zu tun. An der Brachstedter Kirche. Aber auch im Großen: für Gerechtigkeit und Teilhabe, für friedliche Konfliktlösungen anstelle von Gewalt und dafür, dass immer auch Platz ist für Fremde, die bei uns Heimat suchen. Ich vertraue darauf, dass solches Bemühen von Gott gesegnet wird.

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