Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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Philippus antwortete ihm: Selbst für zweihundert Denare Brot würde nicht ausreichen ...
Als sie satt geworden waren ... sammelten sie auf und füllten zwölf Körbe mit Brocken.
JOH 6, 7A.12A.13
Wider die Zahlengläubigkeit
Die kühlen Rechner haben Recht. 5000 Leute sind da. Die haben Hunger und sollen etwas zu essen bekommen. Das sind die Fakten. Klar und unumstößlich. Dann wird kurzerhand überschlagen, was gebraucht wird. Schließlich gibt es statistische Erfahrungswerte. Sagen wir mal, jeder braucht 200 g Brot. Bei 5000 Leuten sind das 1000 kg. So einfach ist das. Da würden 200 Denare kaum ausreichen. Philippus hat vollkommen Recht.
Ja, die kühlen Rechner haben Recht. Aber unser Glaube ist mehr als kühle Berechnung. Unser Glaube ist eine Gewissheit, ein Vertrauen. Gewissheit und Vertrauen lassen sich nicht in Zahlen einfangen. Da wird das genommen, was da ist. Einfach so.
Ein Kind hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Gar nicht schlecht für einen Anfang. Aber nur von den Fakten aus be-trachtet so gut wie nichts. Das bisschen für die große Masse. Das kann nicht gut gehen. Schon rein rechnerisch kann das nicht gut gehen. Aber es geht gut. Und noch viel mehr: Es bleibt so gar noch etwas übrig.
Jesus nimmt die fünf Brote und die beiden Fische und dankt Gott dafür. Am Anfang steht der Dank. Kein Jammern über die verschwindend geringe Menge, kein Klagen darüber, was alles fehlt. Stattdessen Dankbarkeit für das, was da ist.
Und dann geschieht das Unglaubliche, das, was nicht vorhersehbar war für die kühlen Rechner. Es reicht. Es reicht für alle. Ja, es bleibt sogar noch etwas übrig. Und auch das kann sich sehen lassen. Diese Geschichte von der Speisung der 5000 bringt mich ins Staunen. Einmal verinnerlicht, lässt sie mich nicht mehr los. Und es drängt sich mir die Frage auf, wie wir in unserer Kirche mit den Zahlen und Fakten umgehen. Wie bringen wir das zu-sammen: unsere bescheidenen Mittel und die übergroße Zahl der Menschen, für die wir da sein sollen?
Um es gleich vorwegzunehmen: Auch Jesus sieht die große Menge der hungrigen Menschen. Er verschließt nicht die Augen vor der Realität. Aber zugleich traut er Gott alles zu. Er sieht also nicht nur die Wirklichkeit, die sich vor seinen Augen auftut, sondern auch die Wirklichkeit Gottes.
Haben die kühlen Rechner nun Recht? Ja und nein. Natürlich brauchen wir diejenigen, die klar und nüchtern alles kalkulieren. Aber wenn es nur dabei bleibt und wir uns nur noch in diesem vorgegebenen Rahmen bewegen, dann ist es wirklich traurig um uns bestellt. Dann vergeben wir uns die Chance, dass Gott selbst aus dem wenigen sehr viel werden lässt. So viel, dass sogar noch reichlich übrig bleibt.