Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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04.03.2025
Am zurückliegenden Mittwoch, dem 26. Februar 2025, fand im Pfarrhaus Höhnstedt die dritte Informationsveranstaltung zum Struktur- und Stellenplanprozess 2035 statt. Rund 30 Teilnehmende, darunter Mitarbeitende aus Pfarramt und Gemeindepädagogik, diskutierten intensiv über die geplanten Veränderungen in der Region.
Ein letztes Mal stellte Werner Meyknecht die in den Anhörungsprozess eingebrachte Vorlage vor. Um den Ungleichzeitigkeiten im Kirchenkreis Rechnung zu tragen und die im Bereich schlummernden Potentiale zu nutzen, soll nach der vorliegenden Skizze die künftige Region West ein Erprobungsraum werden. Für die jetzigen Bereiche Emmaus, Dölau, Teutschenthal und Schochwitz soll die Parochie, also die geografische Zuständigkeit der Pfarrpersonen, zu Gunsten eines regionalen Teammodells aufgehoben und nach neuen Logiken geordnet werden. Im Detail bedeutet dies zwar, dass alle hier befindlichen Gemeindepfarrstellen zum 1. Januar 2027 aufgehoben und in Kirchenkreisstellen umgewandelt werden sollen. Trotz eines geplanten Aufwuchses an kirchenkreislichen Aufgaben, bleiben damit dem System vor Ort aber alle Akteure bis 2035 erhalten. Die Alternative wäre gewesen auch im künftigen Bereich West Stellen zu kürzen. Damit wäre der jetzt schon übergroße Bereich nach Einschätzung des federführenden Ausschusses überdehnt worden.
Nicht gefährdet sei die Kasualverwaltung (Taufe, Heirat und Beerdigung) sowie hauptamtliche Zuständigkeit im GKR, da dies die Teammitglieder untereinander verbindlich klären müssen. Dies beachtend können alle hauptamtlich Aktiven der Region „von Beginn an in großer Freiheit agieren“, so Superintendent Hans-Jürgen Kant. Aufgrund des massiven Anpassungsdrucks seien Fehler unvermeidlich, aber kein Zeichen von Scheitern sondern Lernanlass für den weiteren Weg und potentielle Nachahmer.
Ein zentrales Thema der daran anknüpfenden Diskussion war die Wahrnehmung von Kirche in der Gesellschaft. Oftmals mangele es vor Ort an Sichtbarkeit. Insbesondere ältere Gemeindemitglieder würden hierunter leiden. Meyknecht reagierte darauf indem er klarstellte, dass dies auch schon jetzt der Fall sei. Ihn befremde die Zuschreibung, dass lediglich die Pfarrperson Kirche sei. Meyknecht betont: "Kirche sind wir alle." Mehr noch: Durch das geplante Teammodell stehen den hier beheimateten Gemeindemitgliedern künftig mehrere Ansprechpartner – ggf. mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen - zur Verfügung. Dies kann insbesondere dann vorteilhaft sein, wenn die seelsorgerliche Chemie zwischen den einigen Beteiligten nicht stimme.
Unabdingbar sei aber mit Blick auf die Zukunft eine Aufgabenkritik: Was zeichnet uns als Kirche in der Region aus? Wo liegen unsere Schwerpunkte? Was ist auf welcher Ebene (lokal oder regional) bewahrenswert und was dürfen wir lassen? Fragen, deren ehrliche Beantwortung sowohl haupt- als auch Ehrenamt entlasten.
Herausfordernd bleibt die Besetzung kirchlicher Gremien. So basiere die Präsentation auf fehlerhaften Annahmen hinsichtlich der Präferenzen vieler der GKR-Mitglieder im Bereich West („Baulöwe“). Viele – so die Gegenthese - wollen lieber lokal gemeindliches Leben gestalten als auf regionaler Ebene, z.B. im „Geistlichen Rat“, inhaltliche Akzente setzen.
Zudem wird es durch die Komplexität der Vorlage zunehmend schwieriger abzubilden, was an Gemeindeleitung Interessierte in der künftigen Arbeit erwarte. Bereits jetzt sei es mühsam, neue Mitglieder für den Gemeindekirchenrat zu gewinnen. Weitere Gremien bedeuten eine zusätzliche Belastung und schrecken ggf. ab. Um hierbei Entlastung zu schaffen, wurde angeregt, im Falle der Umsetzung der geplanten Struktur Möglichkeiten zu schaffen, Stimmen – z.B. für die Regionalkonferenz - zu delegieren.
Kritisch wurde zudem die Parallelität von regional geprägter Strukturdebatte und lokal ausgerichteter Diskussion zur Zukunft der Kirchengebäude gesehen. Diese Ungleichzeitigkeit sei auch den federführenden Kräften beider Prozesse bewusst, so Meyknecht in seiner Antwort. Auch wenn beide Themenfelder bislang getrennt bearbeitet werden, muss dies nicht zwingend einer künftigen Zusammenführung entgegenstehen. In beiden Fällen braucht es aber die obig erwähnte – ggf. implizite - Auseinandersetzung zu Aufgaben und Schwerpunkten von Kirche der Zukunft.
Eine der größten Herausforderungen wird die Kommunikation mit den Gemeindegliedern sein. Der Synodale Dr. Rürup betonte wiederholt die Notwendigkeit, die Menschen auf dem eingeschlagenen Weg mitzunehmen und transparent über die Prozesse zu informieren. Mit den Informationsveranstaltungen sowie der umfassenden digitalen Abbildung des Prozessverlaufs soll diesem Wunsch entsprochen werden. Hier sind aber auch die haupt- und ehrenamtlich Engagierten vor Ort gefragt, das Thema in die Breite zu tragen und Stimmungsbilder einzufangen, zu reflektieren und in Änderungs- bzw. Alternativvorschläge zu transferieren.
Ob es zum jetzigen Stand des Prozesses überhaupt noch die Chance zur Mitgestaltung gäbe, wurde nachgefragt. Es gehe nicht darum etwas „überzustülpen“, sondern von der Sinnhaftigkeit des Teammodells in der geplanten Struktur zu überzeugen. Das letztgültige Wort hat dann die Kreissynode. Hier hat sie alle Freiheiten, steht aber im Wissen das „uns irgendwann die Kohle ausgeht“, wie Meyknecht die Notwendigkeit des Veränderungsprozesses zuspitzt. „Nicht zu kürzen ist keine Option.“
Die Gemeindekirchenräte der vier Pfarrbereiche sind nun eingeladen ihre Impulse und tragfähigen Änderungswünsche zum aktuellen Stellenprozess schriftlich einzureichen. Diese Rückmeldungen werden dann in die weitere Diskussion im Struktur- und Stellenplanausschuss einfließen.
Dokumente zum Download:
Praesentation des Stellenplan 2035 auf den Infoveranstaltungen
Kompetenzen GKR und Regionalkonferenz
250123_Beabsichtigte_Beschlüsse
241109_Entwurf_Stellenplan_2035