Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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15.11.2021
Am zurückliegenden Samstag, d. 13. November 2021, tagte in der halleschen Bartholomäusgemeinde die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis. Um den bestmöglichen Schutz für alle Mitglieder des Kirchenparlamentes zu gewährleisten, hatten sich alle Synodale – gleich ob geimpft oder nicht – im Vorfeld der Tagung zu testen.
Traditionell markierte ein Gottesdienst den Beginn der Synode. In diesem wurde Susanne Hennrich offiziell in ihren Dienst als Krankenhausseelsorgerin eingeführt. Die Pfarrerin ist bereits seit März 2020 am Universitäts-Klinikum tätig. Pandemiebedingt musste die öffentliche Verlesung der Urkunde und die Einsegnung der Pfarrerin aber immer wieder verschoben werden.
Gegen 9:30 Uhr zogen die Synodalen von der Kirche ins benachbarte Gemeindehaus um.
Zum Tagungsbeginn verlas Präsidiumsmitglied Christian Hundrieser ein Grußwort des Propstes Dr. Dr. h.c. Johann Schneider, der auf der parallel stattfindenden Synode des Kirchenkreises Naumburg-Zeitz weilte. Das Grußwort des Regionalbischofs knüpfte an die aktuelle Coronasituation und die damit verbundenen Herausforderungen an. Als Folge des physischen Abstands beobachtet Schneider auch eine zunehmende psychische Distanzierung. Menschen bleiben zunehmend den Gemeinden fern. Besonders spürbar ist dies in den Gottesdiensten. Einige von ihnen haben Alternativen gefunden. Andere erleben, dass Gottesdienst und Gemeinde sogar verzichtbar sind. Er wirft die Frage auf, inwieweit die physische Distanz bei den Menschen auch ihre innerliche Entsprechung gefunden hat und ob Corona eine katalysatorische Wirkung in diesem Entfremdungsprozess zukommt?
Wie kann dieser emotionale Abstand überwunden werden? Im persönlichen Begegnen, so ist sich der Regionalbischof sicher, nehmen Mensch sich gegenseitig wahr und wird christliche Gemeinschaft spür- und erlebbar.
Erster inhaltlicher Tagungspunkt nach dem Grußwort des Propstes und den üblichen Formalia war der Bericht des Superintendenten Hans-Jürgen Kant. Obwohl erst acht Wochen seit der vorhergehenden Synode vergangen, gab es doch einiges zu berichten. Zusammengefasst unter fünf Schlagworte informierte das geistliche Oberhaupt über die relevanten Aktivitäten im Kirchenkreis:
Analog zum Grußwort des Propstes wählte auch der Superintendent die sich stetig verschärfende Coronasituation als Einstieg in seine Rede. Die Pandemie zermürbt und macht die Arbeit in den Gemeinden schwierig. Sie verlangt sowohl dem Haupt- als auch dem Ehrenamt einiges ab, um trotz aller Widrigkeiten und Einstellungen beieinander zu bleiben. Diese Haltung ist auch wichtig, bleibt es doch auch künftig dabei, so Kant, dass die Entscheidungshoheit bei den jeweiligen Gemeindekirchenräten verbleibt.
Hinsichtlich der Umsetzung von Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen verweist er im Besonderen auf die Empfehlungen des Krisenstabes der Landeskirche.
In seinem zweiten Fokus richtet der Superintendent den Blick auf die aktuellen Veränderungsprozesse in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Mit den sich verändernden inhaltlichen Ausgestaltungen des Propstamtes, werden die Propsteien zu Sprengeln. Auch Kirchenkreise können sich nur schwerlich den strukturellen Veränderungsprozessen verschließen. Der prognostizierte weitere Rückgang an Christinnen und Christen soll zwar im Kirchenkreis Halle-Saalkreis weniger stark ausfallen, wird aber insbesondere im ländlichen Raum spürbar werden. Daher ist es sinnvoll mit den benachbarten Kirchenkreisen das Gespräch zu suchen - frei von Druck und in offener Haltung dem Nachbarn gegenüber.
Auf der Ebene der Kreiskirchenämter laufen bereits Sondierungsgespräche. Die Verwaltungsräte der Ämter Halle, Merseburg und Naumburg treffen sich noch in diesem Jahr, um die Ergebnisse der zurückliegenden Evaluationen in Halle, Merseburg und Naumburg zu diskutieren. Die Gelegenheit, die Möglichkeiten von Kooperationen frei von personellen Zwängen zu diskutieren, ergab sich durch die gleichzeitige Vakanz der Amtsleitungen in den drei Einrichtungen.
Der Kreiskirchenrat traf sich vom 17.-19. September 2021 im Roncalli-Haus Magdeburg zu einer Klausur. Superintendent Kant informierte die Synodalen über die Ergebnisse des dreitägigen Treffens. Schwerpunkte in der künftigen Arbeit des Leitungsgremiums sollen die Themen „Nachhaltigkeit auf allen Ebenen“, „Unterstützung, Wertschätzung und Qualifikation des Ehrenamtes“, die „Fortschreibung der aktuellen Struktur- und Stellenplanung 2025“ sowie die „Ausrichtung und Strukturierung der Gemeindepädagogik im Kirchenkreis“ sein. Ferner spielen auch Fragen zu
eine gewichtige Rolle in der anstehenden Arbeit des Kreiskirchenrates. Bei alledem soll es auch weiterhin finanzielle Spielräume geben, um neues auszuprobieren und alternative Wege zu beschreiten.
Im vorletzten Punkt seiner Rede informierte das geistliche Oberhaupt die Synodalen über den aktuellen Stand laufender Prozesse. (Zur Sinnhaftigkeit der Überführung der Telefonseelsorge in die Verantwortung des Kirchenkreises informieren wir nachfolgend ausführlicher.) Hierzu im Einzelnen.
Die aktuellen Entwicklungen in der Baubranche blieben auch für das Vorhaben „Kirchenkreisarchiv“ nicht ohne Konsequenzen. So musste der Kreiskirchenrat zur Kenntnis nehmen, dass sich die Bausumme um 20 Prozent von 1,0 Million auf 1,2 Millionen Euro verteuern wird. Unabhängig davon hat sich der Kreiskirchenrat auf Empfehlung des Bau- und Finanzausschusses entschieden, lediglich dieses Projekt beim Ausgleichsfonds der Landeskirche als Antrag einzureichen.
Die neu eingerichtete AG Verwaltung tagte mit dem Ziel, künftig die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger von verwalterischen Aufgaben besser zu entlasten. Weiterhin eruierte die Arbeitsgemeinschaft, wie sich Kreiskirchenamt und Gemeinden perspektivisch besser vernetzen und abstimmen können.
Zur Entlastung der Gemeinden hinsichtlich ihres Beitrages zum Besoldungs- und Versorgungsausgleich, verwies Kant darauf, dass es auch in diesem Jahr eine unterstützende Zahlung an die Gemeinden geben wird. Im Strukturfond befinden sich Mittel, die ausschließlich den Gemeinden – in der Regel auf Antrag – zustehen. Über die Vergabe der Mittel entschiedet der Kreiskirchenrat auf Empfehlung des Bau- und Finanzausschusses. Die oben erwähnte Zuweisung erfolgt aber auf Beschluss des Kreiskirchenrates ohne Antragstellung oder Prüfung der Bedürftigkeit.
Auch personelle Entscheidungen spielten eine Rolle in der Rede des Superintendenten. So soll perspektivisch das Ehrenamt weitergehende Unterstützung durch den Kirchenkreis erfahren. Dem Öffentlichkeitsbeauftragten Torsten Bau wurden hierfür Stellenanteile zugewiesen. Damit kann die Fortbildungsreihe Wissensgut fortgesetzt und ausgebaut werden. Auch ist damit die Mitarbeit im städtischen Engagementbeirat der Stadt Halle (Saale) gesichert und die personelle Basis für die Umsetzung von Ehrenamtstreffen und -würdigungen geschaffen.
Superintendent Kant informierte darüber, dass Eckart Warner künftig neben seinem Dienst in der Gemeinde auch als Gehörlosenseelsorger in Halle aktiv sein wird. Der bisherige Stelleninhaber Peter Kästner geht zum Jahresende in den Ruhestand.
Jakob Haferland wird der neue Beauftragte für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden im Kirchenkreis. Er übernimmt die Aufgabe von Eva Lange, die am gestrigen Sonntag, d. 14 November 2021 in der Pauluskirche in ihre neue Funktion als Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland eingeführt wurde.
Den Abschluss von Kants Worten bildete das kirchenmusikalische Projekt „Sei getrost.“. Neben klassischen Werken werden bei den sieben Aufführungen auch vier Uraufführungen zu erleben sein. Der Evangelische Kirchenkreis Halle-Saalkreis unterstützt das Sonderprojekt mit 20.000 Euro.
Eine richtungsweisende Entscheidung hatte die Synode hinsichtlich der Telefonseelsorge zu treffen. Thea Ilse – selbst Urgestein der „TS“ und seit 2002 im Auftrag des Kirchenkreises Vorstandsmitglied im Trägerverein – warb für den Übergang in die Verantwortung des Kirchenkreises. Dies sei, so die Vorsitzende des Trägervereins, aus zweierlei Gründen sinnvoll. Zum einen zeigen Erfahrungen aus anderen Städten, dass dies für den Erhalt des christlichen Profils wichtig ist. In einem Verein können sich ändernde Mehrheitsverhältnisse dazu führen, dass diese geistliche Dimension an Substanz verliert. Ohne die Fachlichkeit anderer Professionen in Frage zu stellen, käme dies einer grundlegenden Haltungsänderung gleich, die der kirchlichen Intension dieses seelsorgerlichen Angebotes widerspräche.
Darüber hinaus würde der Verbleib in einer Vereinsstruktur - aufgrund künftiger steuerlicher Änderungen für Körperschaften des öffentlichen Rechtes - zu einer nicht unerheblichen Erhöhung der Kosten durch zusätzliche Abgaben führen. Durch den Übergang in kirchliche Trägerschaft können diese Steigerungen vermieden werden. Bedenken, ob der Trägerwechsel förderschädlich sei, konnten mit dem Verweis auf positive Gespräche mit den wichtigsten Partnern zerstreut werden.
Die Übernahme der „TS“ in die kirchliche Trägerschaft sei nichts ungewöhnliches, so Thea Ilse. Immerhin befinden sich bundesweit 80 Prozent dieser Einrichtungen in direkter kirchlicher Verantwortung. Auch das Gefühl einer kirchlichen Vereinnahmung bei den Ehrenamtlichen sei dadurch nicht zu befürchten. Jeder der Engagierten wird in seinem Aufnahmegespräch bereits dazu befragt, ob sie oder er bereit sei, unter dem christlichen Profil der „TS“ zu arbeiten. Dies stellte bislang keinen Grund dar, diese Aufgabe nicht wahrzunehmen. „Wir haben mehr Sorge zu vereinnahmen, als das die Ehrenamtlichen selber haben“, sagte Thea Ilse.
Eine weitere kritische Anfrage mahnte an, dass es sinnvoll sei, künftig auch den synodalen Ausschuss für Diakonie und Soziales in derartigen Sachfragen zu beteiligen. Superintendent Hans-Jürgen Kant sagte, dass nicht inhaltlichen Fragen zur Arbeit der Telefonseelsorge zur Debatte standen, sondern der Trägerwechsel eine rein strukturelle Frage war. Daher wurde die Diskussion lediglich im Stellenplanausschuss und Kreiskirchenrat geführt. Das geistliche Oberhaupt zeigte sich aber offen dafür, perspektivisch derartige Fragen auch an andere Ausschüsse, die von dem jeweiligen Thema berührt werden könnten, zu verweisen. Insbesondere die Synodale Dorothee Fischer warb für dieses Vorgehen, um im Vorfeld derartiger Entscheidungen einen ganzheitlichen Blick auf die jeweilige Sachlage zu bekommen.
Letztlich votierten von den anwesenden 33 Stimmberechtigten bis auf ein Synodenmitglied alle für den Trägerwechsel.
Die Synode votierte für folgende kreiskirchliche Kollekten:
Welchen Terminen die Kollekten zugeordnet werden beschließt der Kreiskirchenrat in einer seiner kommenden Sitzungen.
Im Jahr 2020 wurden folgende Kollekten gesammelt:
Die Mittel aus dem 2%-Appell in Höhe von 12.000 Euro gehen an den Navacopah e.V., Halle (Saale). Der gemeinnützige Verein baut ein Kinder- und Jugenddorf auf der Insel Palawan (Philippinen) auf und begleitet junge Menschen auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Er möchte benachteiligten Kindern die Chance auf eine positive, kindgerechte Entwicklung geben, in der sie persönlich wachsen können. Mehr Infos zum Verein und seinen Projekten finden Sie hier.
Erstmals präsentierte der geschäftsführende Leiter des Kreiskirchenamtes, Jonathan Rumpold-Schubert, vor der Kreissynode den Haushalt des kommenden Jahres. Eine kurze Diskussion entbrannte in der Nachfrage, warum die gegenseitige Deckungsfähigkeit aller Einnahmen und Ausgaben beschlossen werden muss und nicht – wie z.B. im kommunalen Kontext oftmals vorfindbar – Deckungskreise für gleichartige Haushaltsstellen gebildet werden. Hier wurde auf rechtliche Vorgaben verwiesen.
Am Ende der Diskussion wurde pünktlich mit dem 12 Uhr-Glockenschlag sowohl der Haushaltsplan 2022 in Einnahmen und Ausgaben mit je 13.070.039,44 Euro sowie deren gegenseitige Deckungsfähigkeit beschlossen. Im Haushalt sind neben dem allgemeinen Haushalt des Kirchenkreises unter anderem auch alle Personal- und Sachkosten für Verkündigungsdienst und Kreiskirchenamt enthalten.
Nach einer – dringend notwendigen - wärmenden Suppe zum Mittag, ging es in die inhaltliche Arbeit. Anknüpfend an den Vortrag von Altbschof Prof. Axel Noack vom Vorjahr sollten die damals gesetzten Impulse in Arbeitsgruppen vertieft werden. Eine der vier geplanten Diskussionsrunden musste allerdings krankheitsbedingt ausfallen. Die Schwerpunkte der drei verbleibenden Gruppen bildeten die Themen „Diakonie“, „das Evangelium weitersagen“ sowie „christliche Bildung“.
Michaela Herrmann, Diakonin bei der Evangelischen Stadtmission, stellte Struktur und Arbeit der Einrichtung vor. Die Information stand bei ihren Ausführungen im Vordergrund. Besonders eindrücklich skizzierte sie das Spannungsfeld zwischen Finanzierungszwängen und dem Anliegen, nah am Menschen zu sein, um dem christlichen Profil Rechnung zu tragen. Dieser Zustand, so Herrmann, kann sowohl zerreißend wirken, aber gleichzeitig auch neue Wege eröffnen.
Schwester Susanne vom Petersberg stellte in ihrem kurzen Impuls vor, was für sie die Basis ist, um das Evangelium weiterzutragen. Elementarer Faktor ist die intensive persönliche Auseinandersetzung mit der Frage, was ich vom Evangelium verstanden habe. Nur wenn ich – so die Schwester – dies durchdrungen und für mich selbst beantwortet habe, kann ich auch authentisch und überzeugend die Botschaft in der Begegnung mit anderen weitertragen. Dies ist dann immer abhängig von der eigenen Alltagswirklichkeit, an die es anzuknüpfen gilt – gleich ob Familie oder gesellschaftliches Umfeld außerhalb familiärer Grenzen.
Sören Brenner, Schulbeauftragter in der Propstei Halle-Wittenberg, knüpfte in seinem Vorimpuls an das städtische Bildungskonzept, dass die kommunale Bildungslandschaft unter Beteiligung möglichst vieler Akteure stark macht, an. Seine Empfehlung: Andockmöglichkeiten für die christliche Bildung suchen und Bildungsangebote initiieren. Erste Visionen diskutierte Brenner mit den Gruppenteilnehmerinnen und -teilnehmern. Eine Jugendkirche sowie der Auf- bzw. Ausbau des Religionsunterrichtes an Berufsschulen waren erste Denkanstöße, die Brenner den Synodalen mit auf den Weg gab.
Gegen 15:15 Uhr beendeten Präses Mark Udo Born sowie das Präsidiumsmitglied Gundula Eichert die 4. Kreissynode der aktuellen Legislatur mit einem Gebet.