Bericht von der Frühjahrssynode v. 20. April 2013 in Paulus
Am Samstag, d. 20. April 2013 empfing die Paulusgemeinde in ihrem Gemeindehaus 44 Synodale sowie Gäste und Pressevertreter zur Frühjahrssynode des Evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis. Neben der Vorstellung des Rechenschaftsberichtes, Berichten des Zweckverbandes familienunterstützender Einrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis (nachfolgend kurz: Zweckverband) und einzelner Ausschüsse sowie einzelnen Beschlussvorlagen, war der Tag auch wieder thematisch untersetzt. Das Miteinander von Haupt- und Ehrenamt im Kontext evangelischer Gemeindeleitung stand im Mittelpunkt eines Impulsreferates und den anschließenden Arbeitsgruppen der Synodalen. Für den Vortrag zu Begin der Arbeitsphase zeichnete sich Karsten Müller, Pfarrer der hallenser Johannesgemeinde zuständig. Bis 2012 oblag Müller die Leitung des Gemeindedienstes der EKM, so dass die Synode auf einen immensen Schatz an Erfahrungswissen zurückgreifen konnte. Anmerkung: Am Ende des Berichtes finden Sie alle wichtigen Dokumente und Präsentationen der Synode. Zeitnah wird auch das Protokoll an dieser Stelle veröffentlicht.
Vorab
Nach der gemeinsam mit Propst Dr. Johann Schneider gefeierten Andacht, stand zu Beginn der Synode die Wahl von Frau Dr. Hamann als Vertreterin der Sonderseelsorge in den Kreiskirchenrat auf der Tagesordnung. Dies wurde notwendig, da die bisherige Synodale Christine Keller ihre hauptamtliche Tätigkeit aus Altersgründen beendet hat. Dr. [Konstanze Hamann] ist ebenso wie einst Frau Keller Krankenhauseelsorgerin im Uni-Klinikum Halle. Die Wahl fiel einstimmig zu Gunsten von Dr. Hamann aus.
Rechenschaftsbericht:
Wie in jedem Jahr stellte die Amtsleiterin des Kreiskirchenamtes den Rechenschaftsbericht zur Mittelverwendung im vergangenen Jahr vor (Präsentation siehe unten). Mit drei Enthaltungen wurde der Rechenschaftsbericht seitens der Synode bestätigt.
Evangelische Gemeindeleitung im Miteinander von Haupt- und Ehrenamt: „Es gibt keine Hierarchie – aber wir pflegen sie!“
Bevor die Synodalen sich in vier Arbeitsgruppen einzelnen Fragestellungen des umfassenden Themas zuwandten, führte Karsten Müller in seiner Rede kurz in die Thematik ein. In seinen Ausführungen hielt Müller immer wieder Rückgriff auf die „Zehn gute Gründe für eine gute Ehrenamtsarbeit“ aus der Arbeitshilfe Ehrenamt. Mittels praxisnaher Beispiele stellte er aber gleichzeitig immer wieder heraus, dass Ehrenamt mehr ist als nur ein Hilfsdienst. Das freiwillige Engagement in der Gemeinde ergänzt das Wirken der Hauptamtlichen und bereichert dergestalt das inner- und übergemeindliche Miteinander. Im Anschluss begaben sich die Synodalen in einzelne Arbeitsgruppen, deren Ergebnisse wiederum kurz dem gesamten Plenum präsentiert wurden. Zu den Ergebnissen im Einzelnen:
Ergebnisse der Arbeitsgruppen:
Erfahrungen aus der Kooperation mit externen Partnern
Insbesondere in ländlichen Gemeinden konnten gute Erfahrungen mit Bürgerinitiativen, Vereinen und Kommunen gemacht werden. Beispielhaft steht hier die Organisation von Feierlichkeiten. Diese Kooperationen zeigen auch positive Wirkung in die Stadt bzw.Kommune hinein.
Eine Herausforderung in der Nutzung der Ressource „externer Partner“ liegt u.a. in der ggf. unterschiedlichen Interessenausrichtung (z.B. Kirchgemeinde vs. Förderverein). Problematisch wird dies insbesondere dann, wenn Zielstellungen nicht deckungsgleich sind.
Die Glaubensgemeinschaft Kirche ist etwas anderes als ein Verein. Diese banal anmutende Erkenntnis spiegelt sich aber auch in den Kontakten zu Gemeinden wieder. Beide verfolgen nicht immer die gleiche Zielrichtung. Frage: Ist unser „Produkt“ noch zeitgemäß?
Anknüpfungspunkte für eine Kooperation wären u.a. die Nacht der Kirchen oder lokal verortete ,KITA`s etc.. Dabei ist die Öffnung von Kirche immer kritisch zu überprüfen.
Stellenwert und Intensität der geistlichen Leitung von Kirchgemeinden:
Im Gemeindekirchenrat Engagierte fühlen sich häufig nicht „sprachfähig“, um über theologische/ Glaubensthemen zu reden, oder gar geistliche Leitung zu übernehmen. Viele Gemeinden sehen einzig im Pfarrer den Experten. Bedingt wird dies sicherlich auch durch die Angst über Glauben zu reden und etwas falsches zu sagen. Hier gilt es zu ermutigen, um deutlich auszudrücken, was unser Anliegen ist.
Häufig ist die Gemeindeleitung verfangen in organisatorischen und/oder baulichen Fragen. Es ist ein Rückzug zu beobachte, geistliche Leitung über diese Aspekte (z.B. schöne Kirchen, die Menschen einladen) zu erreichen.
Der regelmäßige Austausch über Glaube ist, unter Beachtung der Unterschiedlichkeiten in den Gemeinden, grundsätzlich nichts selbstverständliches. Frage: Sind wir selber fähig über Glauben zu sprechen? „Erst wenn wir uns ausdrücken können, können wir bzw. kann ich Menschen erreichen!“
Anregung: Initiierung einer Fortbildung zum Thema „Geistliches Leben in der GKR-Sitzung“
Aspekte der gemeindlichen Kommunikation
Die Kommunikation erfolgt sehr vielschichtig. Insbesondere in der Außenkommunikation werden sehr viele Medien (unterschiedlich von Gemeinde zu Gemeinde) genutzt. Eines der wichtigsten Medien scheint der Gemeindebrief zu sein, wobei kontinuierlich auch das Internet immer mehr an Bedeutung gewinnt. Im Zusammenhang mit dem Informationsfluss in der Außenkommunikation gibt es vielerorts Redaktionskonferenzen, die Daten bündeln und an Multiplikatoren (z.B. Bereichssekretärin oder Ehrenamtlichen Akteur) weitergeben, wo diese dann in Gemeindebrief, in einer Pressemeldung oder Onlineinformationen Eingang finden.
Uneinheitlichkeit herrschte in der gemeindlichen Bedeutung der Medien Schaukasten bzw. soziale Netzwerke.
Die Innenkommunikation läuft immer stärker über den Mailverkehr. Unabdingbar scheint aber allen Beteiligten der Austausch vis-a-vis. Insbesondere im Zusammenhang mit kurzfristigen Entscheidungen oder Krisensituationen kann hier die höchste Wirksamkeit beobachtet werden.
Mit Blick auf die GKR-Suche wurde die persönliche Ansprache präferiert. Anzeigen im Gemeindebrief mit geringerer Erfolgsquote.
Positive Erfahrungen wurden mit der Ansprache jüngerer Menschen gemacht. Auch wenn noch nicht klar ist, wie dies in Wahlaufstellungsentscheidungen münden wird, so war doch eine grundsätzliche Offenheit mit Blick auf Verantwortungsübernahme beobachtbar.
Gabenorientierte Suche ist angestrebt, gestaltet sich aber häufig schwierig mit Blick auf Anzahl möglicher Bewerber.
Anmerkung: Übergemeindliche Absprache bei Veranstaltungsorganisation (ggf. auch drüber hinaus) sollte verstärkt werden, um gemeindliche Profile zu schärfen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu verdeutlichen.
Herausforderungen und Aufgabenteilung im Kontext von Gemeindeleitung
Vorab wurde ein Blick in die Verfassung der EKM getätigt. Hier ist klar definiert, die Gemeindeleitung obliegt dem Gemeindekirchenrat in Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Mitarbeitern. In der Realität findet sich aber ein wesentlich „bunteres Bild“. Von starken Kooperationenzwischen GKR und Hauptamtlichen bis hin zu Reduktionen auf Einzelpersonen.
Insbesondere im städtischen Bereich ist zu beobachten, dass ehrenamtliche GKR´s häufig die Rolle des „Auftraggebers“ einnehmen, währen gerade im ländlichen Bereich der Fokus auf der gemeinsamen Umsetzung von Entscheidungen liegt.
Mit Blick auf die Gemeindeleitung wird deutlich, welche Last auf dem Ehrenamt liegt. So zeichnet sich ein anderes Bild, als die vorab von Karsten Müller vorgestellten 10 Thesen. Daher gestaltet es sich zunehmend auch immer schwieriger in Gemeinden GKR´s zu finden. Auch die u.a. daraus resultierende zunehmende Alterung sorgt für zu Unattraktivität des Amtes. Berufung auf Zitat von Altbischof Prof. A. Noack: „Mission ist die Werbung für ein attraktives Lebenskonzept.“
Weitere Aspekte & Empfehlungen, die es nach Auffassung der Gruppe zu beachten gilt:
Hinweis auf zeitliche Befristung des ehrenamtlichen Engagements!
Wertschätzung wird vermisst – in alle Richtungen: „Geht Mal davon aus, dass alle ihr Bestes geben und nehmt dies wahr und sagt es ihnen!“
Klare Aufgabenbeschreibung, d.h. alle sollten sich im Klaren darüber sein, dass die hauptamtlichen sind nicht Angestellte der Kirchgemeinden sind. Aber diese Voraussetzung und Erkenntnis ermöglicht ein Miteinander auf Augenhöhe.
Zu viele Dinge werden häufig auf zu wenige Schultern verteilt. Hier gilt es ein gesundes Maß auch an Gelassenheit zu finden.
Beschlussvorlagen zur Stellenplanung bis 2025
Nachdem in mehreren betroffenen Gemeinden (Gesundbrunnen, Wörmlitz-Böllberg, Luther und Markt) die gesetzlich vorgesehenen Anhörungen stattgefunden haben, galt es nun weitere Beschlüsse zur Umsetzung der Stellenplanung zu fassen. Superintendent Hans-Jürgen Kant trug nochmals die vor Ort aufgeführten Einwendungen gegen die Umstrukturierungen vor und betonte, dass die in den Anhörungen geäußerten Bedenken und Alternativen geprüft und abgewogen wurden. Trotzdem waren sich aber die Gremien (Ausschuss und Kreiskirchenrat) einig, den einmal begonnenen Weg weiter zu gehen und den Prozess weiter voranzutreiben, da sonst die Gesamtplanung in Frage gestellt werden würde. Die Gremien sehen aber auch die Härten für die Gemeinden. Und so wurde in beiden Gremien u.a. die Idee einer City-Pfarrstelle diskutiert. Projektideen wie diese sind allerdings abhängig von der weiteren Mitgliederzahlenentwicklung und den Aufgaben der (wachsenden) offenen Kirche.
Die Abschließende Abstimmung ergab folgende Ergebnisse:
Kirchengemeinden Gesundbrunnen und Wörmlitz-Böllberg Halle:
Die Pfarrstelle Am Gesundbrunnen wird mit dem Ausscheiden des derzeitigen Stelleninhabers aufgehoben.
Die ordinierte Gemeindepädagogenstelle in Wörmlitz-Böllberg (100 %) wird ab dem o.g. Zeitpunkt um die Kirchengemeinde Am Gesundbrunnen erweitert.
Die pfarramtlichen Anteile der Gemeindepädagogenstelle für die beiden Gemeinden betragen dann 50 % eines uneingeschränkten Dienstverhältnisses.
Mehrheitlich zugestimmt bei 2 Gegenstimmen und 6 Enthaltungen.
Luthergemeinde Halle:
Der Dienstumfang in der Pfarrstelle der Luthergemeinde Halle wird mit dem Ausscheiden der jetzigen Pfarrstelleninhaberin von 100 % auf 50 % eines uneingeschränkten Dienstverhältnisses reduziert.
Mit der Pfarrstelle in der Luthergemeinde wird bei der Neubesetzung eine Beauftragung in Höhe von 50 % eines uneingeschränkten Dienstverhältnisses im Bereich der Krankenhausseelsorge verbunden.
Mehrheitlich zugestimmt bei 6 Enthaltungen.
Marktkirchengemeinde Halle:
In der Marktkirchengemeinde in Halle werden die pfarramtlichen Anteile von 150 % auf 100 % eines uneingeschränkten Dienstverhältnisses reduziert.
Mit dem Ausscheiden der derzeitigen Stelleninhaberin der 1. Pfarrstelle der Marktkirchengemeinde (75 %) oder mit dem Ausscheiden des derzeitigen Stelleninhabers der 2. Pfarrstelle der Marktkirchengemeinde (75 %) wird die betreffende Pfarrstelle geschlossen und die andere von 75 % auf 100 % eines uneingeschränkten Dienstverhältnisses erhöht.
Mehrheitlich zugestimmt bei 1 Gegenstimme und 11 Enthaltungen.
Kirchspiel Halle-Neustadt und Nietleben:
Der Pfarrdienstsitz für die Pfarrstelle Halle-Neustadt-Nietleben mit Angersdorf und Zscherben ist Nietleben. Beim Ausscheiden der derzeitigen Pfarrstelleninhaberin wird der Pfarrdienstsitz überprüft (vgl. KKR-Beschluss 2013-534 vom 11.02.2013).
Mehrheitlich zugestimmt bei 1 Enthaltung.
Bericht des Zweckverbandes familienunterstützender Einrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis:
Im Zweckverband sind wir lernend, aber auf einen guten Weg, wir haben Strukturen geschaffen und die Einrichtungen wachsen immer mehr zusammen.“, so schloss der Geschäftsführer des KITA-Zweckverbandes Dr. Hendrik Kluge seine Ausführungen und Erläuterungenzu Stand und bisheriger bzw. angestrebter Entwicklung der Institution. Dass sich einiges bewegt hat, war gleich zu Beginn der Ausführungen nicht zu überhören. So begann Dr. Kluge seine Ausführungen mit der, aus der Übernahme der Evangelischen Beratungsstelle in die Gemeinschaft des Zweckverbandes, resultierenden Namensänderung.
Neben Ausführungen zu Finanzierungen und Mieteinnahmen (180.000 Euro Mieteinnahmen zu Gunsten der Gemeinden (150.000 Euro Kaltmiete und 30.000 Euro Mieteinahmen für Freispielflächen)), legte der Geschäftsführer besonderen Wert auf die Darstellung der zu bewältigenden Herausforderungen. Diese finden sich u.a. im Personalmanagement. Im Zweckverband fanden 60 pädagogischen Mitarbeitende sowie sechs Mitarbeiter im technischen Bereich ein Anstellungsverhältnis. Trotz der groß anmutenden Beschäftigtenzahl gilt es eine Personalknappheit zu managen. Auch zählen Fragen zu Betriebserlaubnisverfahren mit zu den Schwerpunktaufgaben des Zweckverbandes. Nach Aussage von Dr. Kluge werden sich die Bedingungen in diesem Feld perspektivisch verschärfen. Daher hat der Zweckverband neben baulichen Aspekten, auch Fragen, die z.B. Anforderungen zum Thema Kinderschutz/ Kindeswohlgefährdung sowie konzeptionelle Ideen zum Beschwerdemanagement für Kinder betreffen, im Blick. Unklar sind nach Aussage von Kluge, die Auswirkungen des neuen KiföG, das ab August in Kraft tritt. Mit Blick auf die bisherigen Erfolge und anstehenden Herausforderungen verwundert es nicht, dass der Geschäftsführer den Zweckverband als eine kontinuierlich lernende Institution beschreibt.
Bericht des Superintendenten
In seinen Ausführungen setzte der Superintendent Hans-Jürgen Kant das Hauptaugenmerk auf vier Aspekte. Neben künstlerischen Initiativen, wie z.B. dem Medienkunst- und Förderpreis des Evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis, standen Darstellungen zu den Themen Bildung, Anerkennung und Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements von GKR´s sowie Öffentlichkeitsarbeit im Zentrum seiner Rede. Diese finden Sie zum Download im unteren Bereich bereitgestellt.
Berichte aus den Ausschüssen
Neben der Darstellung der Finanzströme des Baulastfonds, präsentiert vom Mitglied des Finanzausschusses Dr. Rürup, berichtete der Ausschuss kirchliches Leben über die Ergebnisse der Umfrage zum Umfang der Familienangebote von Gemeinden, Trägern und KITA´s. Die Präsentation hierzu finden Sie nachfolgend zum Download bereitgestellt.