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28.09.2022

Citykirche: Trauerfeier für Verstorbene ohne Angehörige

Nicht das wir uns falsch verstehen. Es gab sie schon immer, die Begräbnisse für in Halle (Saale) Verstorbene ohne Angehörige. Und selbstverständlich wurden diese auch immer im Auftrag der Stadt würdevoll vom Bestattungshaus Kroon umgesetzt. Aber was bisher im Stillen geschah, soll nunmehr eine breitere Öffentlichkeit bekommen. Eine jetzt in die Umsetzung gehende Initiative von Citypfarrerin Ulrike Scheller knüpft an das bereits existierende Format an.

Bestehendes pietätvoll erweitern und in einen größeren Kontext setzen, das war das Ansinnen der Seelsorgerin, als diese mit der Stadt Kontakt aufnahm: „Dahinter steht die Idee: Niemand soll einsam bestattet werden. Die Öffentlichkeit ist daher ausdrücklich eingeladen daran teilzunehmen. Denn man kann auch um Menschen trauern, wenn man diese nicht gekannt hat. Und ich glaube, dass es genügend Menschen in Halle gibt, die etwas dazu beitragen möchten, ihnen nur flüchtig oder gar unbekannten Menschen einen würdigen Abschied zu bereiten.“

Das bislang stille Begräbnisformat soll nun in den Rahmen einer Feier gesetzt werden. Diese nimmt in der kleinen Trauerhalle mit Musik und einer Ansprache ihren Anfang. Die musikalische Gestaltung übernimmt der hallesche Jazz-Gitarrist Eckart Gleim. Im Anschluss geht man zur Begräbnisstätte. Hier werden die Verstorbenen begleitet vom Segen der Seelsorgerin beigesetzt. Feier und Beisetzung bleiben weltlich geprägt. Lediglich „der Segen ist das einzige geistliche Element an dem Begräbnis“, wie die Citypfarrerin (Foto: 2.v.l.) betont.

In der Umsetzung stehen Ulrike Scheller neben städtischen Akteuren, Bestattungsinstitut und Musiker mit Kathrin Feineis und Thomas Dammann noch zwei katholische Mitwirkende zur Seite. Beide haben nicht lange gezögert, als sie Schellers Bitte um Unterstützung erreichte, berichtet Feineis. Für Dammann steht noch ein weiterer Aspekt im Vordergrund, um sich zu beteiligen: „Die Nennung des Namens der oder des Verstorbenen ist für mich ein ganz wichtiger Bestandteil der Feier. Damit wird noch einmal deutlich, dass nicht nur eine Urne bestattet wird, sondern dass ein Mensch mit einer Geschichte, einem Namen und einer Persönlichkeit dahintersteht. Es freut mich, dass wir dem damit noch einmal Ausdruck verleihen können.“

Die öffentlichen Trauerfeiern finden - beginnend im Oktober – grundsätzlich jeden zweiten Montag im Monat um 11 Uhr statt. Der Stadt entstehen durch die öffentliche Ausweitung keine zusätzlichen Kosten, da ein nicht unerheblicher Teil des Projektes durch Kollektenmittel aus den „Abendgottesdiensten“ der Citykirche finanziert wird.

Ulrike Scheller rechnet mit ca. 10 Verstorbenen pro Feier. Wer bestattet wird, wird tagesaktuell am Friedhofseingang über einen Aushang bekanntgegeben. Für Scheller wäre es weiterer großer Schritt, wenn zusätzlich in der Zeitung eine kostenfreie Traueranzeige veröffentlicht werden würde. Hier stehen Gespräche allerdings noch an. Flankiert von Onlinebekanntmachungen hofft die Citypfarrerin auf diese vielfältige Weise eine interessierte Öffentlichkeit zu erreichen. Und auch wenn nicht: „Selbst wenn ich da allein stehen würde, ich würde es machen. Denn es geht ja immer um Würde – Würde für die Verstorbenen, aber auch unsere Würde. Es ist eine wichtige Aufgabe der Stadt, diese Menschen nicht zu vergessen“, bekräftigt Scheller ihr Vorhaben.

An folgenden Terminen finden um 11 Uhr auf dem Gertraudenfriedhof (Kleine Trauerhalle) Trauerfeiern für in Halle (Saale) Verstorbene ohne Angehörige statt:

• 10.10.2022
• 14.11.2022
• 12.12.2022
• 16.01.2023
• 13.02.2023
• 13.03.2023
• 24.04.2023
• 15.05.2023

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