Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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28.01.2025
Mit ca. 50 Personen war am vergangenen Samstag der Gemeindesaal in der Neustädter Emmausgemeinde bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu Gast war der Vorstand des Islamischen Kulturzentrum (IKC). Er war gekommen, um den aktuellen Stand des geplanten Erweiterungsbaus vorzustellen und offene Fragen der Anwesenden zu diskutieren.
Pfarrerin Hanna Henke aus der gastgebenden Emmausgemeinde erinnerte in ihrer Begrüßung an die eigene bewegte Geschichte der Gemeinde: „Wir mussten uns auch behaupten“ und eben dies verbinde die christliche Gemeinschaft mit ihren muslimischen Nachbarn. „Es ist normal, dass wir nicht alles voneinander wissen. Es ist normal, dass sich daraus Vorurteile bilden. Daher ist es gut einander kennenzulernen“, betont die Theologin und resümiert „Für uns hat das geklappt.“
Mehr als eine halbe Stunde dauerte der Vortrag der beiden Vorstände Dr. Alaa Moustafa und Djamel Amelal zu Geschichte, Plänen und aktuellem Umsetzungsstand des IKC. Darin betonten sie immer wieder, dass es sich – entgegen zu diversen Behauptungen im Wahlkampf und Sozialen Medien - explizit um keine Moschee handelt, sondern um einen multifunktionalen Erweiterungsbau mit Gebetsraum. Das äußerliche Erscheinungsbild, vorgestellt in einem Modellbild, verdeutlichte diesen Unterschied baulich.
In Kürze einige weitere Elemente aus dem Vortrag:
Im Anschluss an die Präsentation konnten die Anwesenden Fragen stellen.
Die Diskussion verlief über weite Strecken sachlich, auch wenn es vereinzelt emotional wurde. Polemische Einlassungen waren zum Glück die Seltenheit (siehe „Fliegenfänger“). Nichtsdestotrotz gerieten die beiden Vorstände oft in die Defensive. Ein Teilnehmer brachte seine Enttäuschung über die Art der Debatte daher auch zum Ausdruck: „Es beschämt mich, dass Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren, sich hier rechtfertigen müssen.“ Er verband dies gleich mit der Frage, welche Unterstützung seitens des IKC gewünscht wird, deren Beantwortung im Bündel weiterer Fragen leider in Vergessenheit geriet. Der Beauftragte des Kirchenkreises für die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten, Peter Kube, suchte dies daher wie folgt zu beantworten: „Das IKC ist ein Teil unserer Gesellschaft. Es liegt an uns, die Rahmenbedingungen für ein gutes Zusammenleben zu schaffen.“
Die Veranstaltung im Neustädter Gemeindezentrum bot eine Chance, bestehendes Unwissen und damit Vorurteile abzubauen. Dies kann aber nur im respektvollen Diskurs auf Augenhöhe gelingen. Hier sind lokale und kommunale Verantwortungsträger nochmals in besonderer Weise gefordert, bestehende Sachverhalte nicht nach unterschiedlichen Maßstäben zu messen. So mag die Frage nach der Finanzierbarkeit des Projektes vielleicht legitim sein, wäre aber aller Wahrscheinlichkeit nach in anderen Konstellationen (z.B. Bau eines Einkaufsareals) nie gestellt worden. Es zeugt von mangelnder Religionssensibilität, wenn Menschen sich für die Form der Ausübung ihrer spirituellen Traditionen auf eigenem Grund und Boden rechtfertigen müssen. Einer Großstadt wie Halle, die sowohl strukturell wie auch kulturell auf verschiedene Milieus angewiesen ist, steht eine solche Ungleichbehandlung nicht gut zu Gesicht.
Demgegenüber hat die Emmausgemeinde mit ihrer Einladung zu diesem Gesprächsforum einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Situation geleistet. Nun liegt es an Politik, Zivilgesellschaft und allen Beteiligten, den eingeschlagenen Weg des Dialogs fortzusetzen.