Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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13.11.2023
Das war auch für eine gestandene Theologin ein besonderer Moment. Am zurückliegenden Donnerstag, d. 9. November 2023 durfte Marktkirchenpfarrerin Simone Carstens-Kant in der voll besetzten Marktkirche den Friedensnobelpreisträger Lech Walesa begrüßen. Der 80jährige ehemalige polnische Präsident und vormalige Gewerkschaftsführer war einer Einladung der Mitteldeutschen Zeitung und der Stadtverwaltung nach Halle gefolgt.
Als erste Rednerin erinnerte Carstens-Kant an ihre frühen Begegnungen mit dem polnischen Aufbegehren gegen die damalige Staatsmacht und wie ergriffen sie vom Streik der damaligen Danziger Werftarbeiter unter Walesas Führung war. Zugleich stellte sie den Besuch des Friedensnobelpreisträgers in den Kontext des 9. November, der für die in Deutschland beheimateten Menschen sowohl Gedenk- als auch Freudentag ist.
Walesa gab sich in seiner Rede als bekennender Europäer und Demokrat. Ausgehend von der Wirtschaftskraft sah er Deutschland in der Pflicht - gemeinsam mit Italien und Frankreich – eine Führungsrolle zu übernehmen. Andernfalls überlasse man populistischen Kräften das Feld und das bringe die Demokratie in Gefahr. Neben seinem impulsiven und hellwachen Werben für ein intensiveres europäisches Engagements Deutschlands („An die Arbeit!“), zeigte sich immer wieder der Christ und Katholik. Für Walesa war die Wahl eines polnischstämmigen Papstes im Jahr 1978 ein Glücksfall. Der damalige Johannes Paul II. machte seinen ehemaligen Landsleuten Mut, der Wahrheit statt der Lüge zu dienen. Der Gewerkschaft Solidarnosc brachte dies einen wahren Zustrom an Mitgliedern, denn die Katholische Kirche hat bis heute einen erheblichen Einfluss auf den Meinungsbildungsprozess im Nachbarland.
Gleich ob der Blick zurück oder nach vorn: Walesa wusste seine Zuhörerinnen und Zuhörern in der halleschen Marktkirche von der ersten Minute an zu fesseln. Bis zur letzten Minute forderte er immer wieder auf nachzufragen, was einige Gäste gern in Anspruch nahmen. Auch wenn es einzelnen Widerspruch zur Einschätzungen des Polen gab, so erhoben sich am Ende die anwesenden Gäste unisono und zollten dem Friedensnobelpreisträger ihren Respekt und Dank für den außergewöhnlichen Besuch in der Saalestadt.