Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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16.11.2019
Am Samstag, d. 16. November 2019, traf sich in Löbejün die Kreissynode zu ihrer letzten Tagung in der aktuellen Legislaturperiode. Zur Andacht des Dieskauer Pfarrers Christoph Behr versammelten sich im Vorfeld der heutigen Sitzung Synodale und Gäste in der erst jüngst umgestalteten und sanierten Kirche St. Petri. Das Gotteshaus und dessen vielgestaltige Nutzung sei ein „Musterbeispiel, wie Arbeit auf dem Land gut funktionieren kann“, wird Superintendent Hans-Jürgen Kant in seiner Rede an die Synode später noch resümieren. Zur Finanzierung der Um- und Ausbauten fassten die Löbejüner den schmerzlichen Entschluss, sich von ihrem Pfarrhaus zu trennen. Das Ergebnis, was im Anschluss an die Andacht von den Synodalen kurz besichtigt wurde, gibt der Gemeinde Recht.
Zur Tagung zogen sich die Abgeordneten dann in das unweit befindliche kommunale „Stadtgut“ zurück. Zu Beginn wurde ein kurzes Grußwort des Propstes Dr. Johann Schneider verlesen, der heute auf der parallel stattfindenden Synode im Kirchenkreis Torgau-Delitzsch zu Gast war. In seinem Brief nahm der Regionalbischof des Propstsprengels Halle-Wittenberg noch einmal Bezug auf die zurückliegenden Tage. Der 9. November offenbart nach Einschätzung des Kirchenleitenden, wie nah Freud und Leid manchmal beieinander liegen. Der Freude über das Jubiläum „30 Jahre Friedliche Revolution“ stehen die furchtbaren Ereignisse der Reichspogromnacht gegenüber, die 51 Jahre früher den Beginn unsäglichen Leides markierten. Und die zurückliegenden Ereignisse von Anfang Oktober zeigen uns deutlich, so der Propst in seinem Schreiben, dass Hass und Antisemitismus keine Geister einer längst vergangenen Zeit sind, sondern immer noch in einigen Köpfen von Teilen unserer Gesellschaft ihr Unwesen treiben. Ganz im Sinne der diesjährigen Jahreslosung mahnte der Regionalbischof daher an, dass das „Schüren von Unfrieden in der Gesellschaft uns als Christinnen und Christen keine Ruhe lassen kann“ und rief dazu auf, sich aktiv für Frieden und Nächstenliebe einzusetzen.
Auch Superintendent Hans-Jürgen Kant nahm in seinem Bericht an die Synode Bezug auf die Ereignisse der zurückliegenden Wochen und die Rolle von Kirche in diesem Kontext. Ob die notfallseelsorgerliche Begleitung, die Initiierung von Mahnwachen, Gedenkgottesdienste oder die Beräumung eines Raumes des Gedenkens und der Anteilnahme, „die Ereignisse in der Folge des 9. Oktober haben überdeutlich gezeigt: Unser Tun als Kirche, als Gemeinden gewinnt an Relevanz, wo wir auf das reagieren, was die Menschen umtreibt und beschäftigt.“, konstatierte das geistliche Oberhaupt. Zum Abschluss seines Berichtes, den Sie hier in voller Länge nachlesen können, dankte Superintendent Kant den Synodalen für ihre langjährige Arbeit und die richtungsweisenden Entscheidungen und bat: „Gott möge seinen Segen auf alles legen, was uns gelungen ist und nachsichtig mit uns sein, wo wir vielleicht auch einmal in die Irre gegangen sind.“
Der zweite Teil der Synode war von letzten Beschlüssen bestimmt. So verwies bereits zu Tagungsbeginn die Kreissynode einen Antrag der Kirchengemeinden Landsberg und Hohenthurm, an den Kreiskirchenrat und den Stellenplanausschuss zur weiteren Beratung. Die beiden im nördlichen Saalekreis befindlichen Kirchengemeinden hatten beantragt, die aktuell nur mit einer Beauftragung abgesicherte ordinierte Gemeindepädagogenstelle der Pfarrbereiche in eine gleich geartete Stelle umzuwandeln, auf die sich auch Gemeindepädagoginnen und -pädgogen bewerben können, die in keinem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis stehen.
Mit Spannung wurde auch der Entschluss der Synode zum „Zentralarchiv des Kirchenkreises“ erwartet. Zum Hintergrund: Eine landeskirchliche Verordnung schreibt vor, das Archivgut so zu behandeln und zu lagern ist, dass es „auf Dauer erhalten bleibt und bei älteren Akten ein weiterer Verfall vermieden wird. Archivgut aus früheren Jahrhunderten hat neben der Bedeutung für die Kirchengemeinde auch historische Bedeutung und ist Kulturgut im besten Sinne.“, so der Präses Thomas Herrmann in seinen vorherigen Ausführungen. Auch wenn einige Kirchengemeinden bereits eigene gute Voraussetzungen geschaffen haben und somit die notwendigen Auflagen erfüllen, können insbesondere kleinere Kirchengemeinden diese große finanzielle und organisatorische Aufgabe nur schwerlich erfüllen. Aus diesem Grund hat sich die Absicht durchgesetzt, ein für alle Kirchengemeinden nutzbares und den Auflagen folgendes Archiv im Kirchenkreis einzurichten.
Die Kreissynode beschloss daher für das Haushaltsjahr 2020 die Erhebung einer Gemeindeumlage für die Errichtung eines Archivs von 35 Euro pro Gemeindeglied. Das Geld wird einer zweckgebundenen Rücklage für den Archivbau zugeführt. Dabei werden die Kirchengemeinden hinsichtlich der Aufbringung dieser Umlage vollständig entlastet und erhalten diese Mittel aus dem Strukturfonds des Kirchenkreises gutgeschrieben. Dem Antrag stimmte die Synode bei zwei Enthaltungen zu.
Des Weiteren hatte die Synode über den Haushalt für das kommende Jahr, den 2-Prozent-Appell sowie die kreiskirchlichen Kollekten zu befinden. Ersterer wurde mehrheitlich in Deckung von Einnahmen und Ausgaben in Höhe von ca. 12 Millionen Euro angenommen.
Nutznießer des 2-Prozent-Appells ist das Psychosoziale Zentrum in Halle. Es bietet Migrantinnen und Migranten psychologische Beratung, Therapie, psychosoziale Gruppen sowie begleitende Sozialberatung an. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist nach Information der Einrichtung die klinisch-psychologische Praxis mit Geflüchteten, die Verfolgung, Gewalt und Folter überlebt haben, unter besonderer Berücksichtigung der kulturellen Hintergründe und sprachlichen Bedürfnisse. Die Angebote des Psychosozialen Zentrums sind für die Klientinnen und Klienten kostenlos und können unabhängig vom Aufenthaltsstatus in Anspruch genommen werden. Mit dem Zwei-Prozent-Appell sind die Kirchen aufgerufen zwei Prozent ihrer Einnahmen für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen und die ökumenische Solidarität in den Kirchenkreisen lebendig werden zu lassen.
Bei der Vergabe der kreiskirchlichen Kollekten im kommenden Jahr votierten die Synodalen in ihrer Wahl für die Evangelische Bahnhofsmission Halle, die Kindernothilfe Halle, die Krankenhausseelsorge, die Diakonische Begegnungsstätte „Labyrinth“, das Kinder- und Jugendprojekt „Schnitte“ vom CVJM sowie für die Wärmestube der Stadtmission (Angaben ohne Gewähr).
Den Schlusspunkt setzten zwei Resümees der zurückliegenden sechs Jahre. Den Anfang machte Präses Thomas Herrmann. Der Vorsitzende der Synode erinnerte kurz an die zurückliegenden Schwerpunkte der Synodenarbeit sowie an unerwartete Entwicklungen, wie der vermehrte Zuzug von durch Flucht betroffene Migrantinnen und Migranten oder die Anfrage der Katholischen Kirche hinsichtlich der Beteiligung des Kirchenkreises an den „Feiern zur Lebenswende“, die schneller Reaktion und Entscheidungen bedurften. Thomas Herrmann dankte den Synodalen für ihre gute Beteiligung an den zwölf zurückliegenden Tagungen und den vielen Ausschusssitzungen. Nur durch diese kontinuierliche Disziplin waren alle relevanten Gremien immer handlungs- und beschlussfähig und somit den geplanten und unerwarteten Entwicklungen stets gewachsen.
Den Abschluss zelebrierte das Improvisationstheater „Kaltstart“ aus Halle mit den Parlamentariern. Mit ihrem augenzwinkernden Blick auf kirchliches Tun entführte es die Parlamentarier im wahrsten Sinne des Wortes in andere Sphären. Was „Erst mal nen Kaffee!“ und die Suppen der Sekretärin des Kirchenkreises damit zu tun haben? Nun, dass fragen Sie bitte Ihre Synodalen des Vertrauens. ;)
Danke für sechs spannende und konstruktive Jahre!
Dokumente zum Download:
Herbstsynode 2019: Bericht des Superintendenten