Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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19.06.2023
„Die Sanierung der Wörmlitzer Kirche war ein großes WIR-Projekt.“ Klaus König wird nicht müde, dies immer wieder zu betonen. Trotzdem braucht es für den Erfolg solch einer Herkulesaufgabe Menschen wie den 80jährigen. König selbst sieht sich als Motor, der kontinuierlich für Antrieb sorgte. Aber ohne den Einsatz vieler Hände und Köpfe wäre das Bauprojekt der Radwegekirche St. Petrus in Wörmlitz niemals so weit gekommen.
Seinen Ursprung hat das Sanierungsvorhaben im Jahr 1983, als eine „Denkmalpflegerische Zielstellung“ - so der Fachjargon für das amtliche Schreiben - durch die staatliche Bauaufsicht erteilt wurde. Es dauerte dann immer noch 10 Jahre, bis aus notwendigen Reparatur- und Sicherungsarbeiten – z.B. am Dach - ein echtes Bauprojekt wurde. 1994 wurde am weihnachtlichen Kaffeetisch im Pfarrhaus die Idee zur Komplettsanierung des Gotteshauses geboren. „Wir bauen die Kirche wieder auf!“, erinnert sich König an die wirksame Intervention bei Tisch. So kurz der Impuls auch war, so zündend war die Idee. Nicht nur der damalige Pfarrer Christoph Lemme machte sich das Projekt zu eigen. Weitere Mitstreiter mussten nicht lange gesucht werden. Bereits im Februar 95 hat die Gemeinde begonnen, die Kirche von Unrat und alten Bauresten zu befreien. Der Boden wurde ausgehoben, mit Sand aufgeschüttet und schlussendlich im Altarbereich Ziegelsteine verlegt. Am 9. September 1995 gab es ein erstes Baustellenkonzert. „Das ging nur, weil unmittelbar vor Beginn des Konzertes die Feuerwehr – ausgerüstet mit einer schweren Leiter – noch Notsicherungsmaßnahmen absolvierte“, erinnert sich Klaus König an den aufregenden Einsatz. Die dabei gesammelten Spendengelder betrugen ca. 5.000 DM. Seinen krönenden Abschluss fand das Baujahr am Heiligen Abend. Da feierte Christel König gemeinsam mit der Gemeinde wieder eine Christvesper in der Wörmlitzer Kirche.
Auch in den darauffolgenden Jahren ging es kontinuierlich so weiter. Baustellenkonzerte, Gemeindefeste und geistliche Angebote; immer mehr kehrte wieder Leben in die Kirche ein. Mit dem Pfarrstellenwechsel und dem Eintreffen der Familie Lehner nahm das Projekt nochmals richtig Fahrt auf. Zu Beginn lag der Fokus auf Instandsetzung des Kirchturmes inkl. der Regulierung der Luftfeuchtigkeit durch ein ausgeklügeltes Rohrsystem um die Kirche herum. Später wurde die Tonne im Inneren wieder instandgesetzt (2000), neue Fenster trafen ein (2007/2008), eine gespendete Orgel wurde eingebaut (2011) und der Weg zur Kirche wurde saniert (2016). Einen Rückschlag erfuhr das Projekt 2018, als der Statiker der Kirche die notwendige Standhaftigkeit absprach und das Gotteshaus sperrte. Erst durch den Einsatz von Zugstangen und der Verbindung des Dachstuhls mit der Außenmauer konnte die Stabilität wieder hergestellt werden. Der Putz der Innen- (2021) und Außenwände (2022) markierten das vorläufige Ende der großen Arbeitspakete. Insgesamt ca. 1,5 Millionen Euro wurden verbaut.
Für solch ein Mammutprojekt braucht´s einen langen Atem. Dieser speist sich für König aus seinem Glauben: „Im August 1962 hatte ich ein ähnliches Erlebnis gehabt wie Martin Luther. Das hat mich zur Kirche geführt. Seit ich in der Studentengemeinde war, war ich bewegt im Glauben. Ich war seit damals immer Mitglied der Kirche und immer aktiv.“ So etwas trägt, auch über Jahrzehnte hinweg. Selbst in schwierigen Situationen. „Es gab Momente, da hatte ich die Schnauze voll. Im stillen Gebet fragte ich: Lieber Gott, was willst Du von mir? Soll ich weiter an dieser Kirche arbeiten? Dann kam der Pfarrerwechsel und Dirk Lehner war Feuer und Flamme für das Projekt. Das war für mich das Zeichen, dass ich weiterarbeiten soll“, erzählt Klaus König über seinen Weg aus der Talsohle. Lieber als an die schwierigen Situationen erinnert sich König an die Höhepunkte im Bauverlauf: „Zwei der schönsten Momente waren, als die Glocke in Empfang genommen wurde und als sie das erste Mal läutete.“ Resümierend konstatiert er „Ich denke es hat sich gelohnt.“ Und träumt weiter von einer zweiten und dritten Glocke, die irgendwann einmal im Turm erschallen werden.
Wer mit Klaus König über das Projekt ins Gespräch kommt, braucht viel Zeit. Um nichts zu vergessen hat der ehemalige Bauingenieur angefangen die 40jährige Geschichte des Projektes niederzuschreiben. Einen abschließenden Ratschlag für ein erfolgreiches Sanierungsprojekt hat er auch noch parat: „Da muss wenigsten einer da sein, der mit Verstand, Herz und Seele sowie mit Hand etwas vom Bauen versteht. Oder ein ganz kleines Team – maximal drei – die so dicht beieinander arbeiten, dass sie sich gegenseitig ergänzen. Aber einer muss der Motor sein. Und das war ich hier.“
Das 40jährige Jubiläum feiert die Gemeinde am 1. Juli ab 15 Uhr mit einem Gottesdienst unter Leitung von Superintendent Hans-Jürgen Kant. Beim anschließenden Sommerfest gibt es neben einem Kuchenbüfett auch herzhaftes vom Grill. Das Gospelkonzert mit dem halleschen Chor Joy´n´us markiert um 18 Uhr den Höhepunkt der Feier.
Finanziert wurde das umfangreiche Sanierungsvorhaben durch Kirchbauverein und Gemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche, Lotto Toto, das Land Sachsen- Anhalt, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Saalesparkasse, die Evangelische Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) sowie die Stiftung Volks- und Raiffeisenbanken.