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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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26.08.2016

Von wirbelnden Beinen und nassen Füßen: Eine (ganz persönliche) NDK-Nachlese

15:00 Uhr Halle-Neustadt (Regen/ bewölkt):

Auf der Fahrt in den westlichen Stadtteil Halles sorgte plötzlich einsetzender Regen für durchgeweichte Schuhe. Allerdings war die Befürchtung, dass niemand mehr im Areal rund um das Neustädter Gemeindezentrum anzutreffen ist, glücklicher Weise unbegründet. An der Passendorfer Kirche herrschte zum Gemeindefest reges Treiben. Unter den anwesenden 150 Gästen waren auch viele Menschen aus anderen Nationen anzutreffen. Zweifelsohne, so die Einschätzung der Seelsorger vor Ort, war das mit ein Ergebnis der intensiven Arbeit der Gemeinde zu Gunsten Geflüchteter. Gemeinsam wurde gespielt, gehüpft, geplauscht, getrunken, gegessen und getanzt.

Und wie getanzt wurde! Dröhnende Beats erfüllten den Kirchraum, Arme und Beine wirbelten durch den Altarbereich. Die Breakdancer aus dem nahegelegenen Begegnungszentrum „Dornröschen“ sorgten für wahre Begeisterungsstürme. „Es ist schon ungewöhnlich, in einer Kirche aufzutreten. Obwohl es wegen der hohen Räume akustisch nicht ganz einfach war, hat es echt Spaß gemacht.“, offenbarte einer der atemlosen Tänzer abschließend.

18:00 Uhr Friedenskirche (Baptisten) (trocken/bewölkt):

„Wo bleibt sie denn?“, so die ratlose Suche nach der für 18 Uhr angekündigten Geigerin. Gemeindemitglieder werden befragt, Telefonate werden geführt und dann ist klar: Verspätung! Passiert. Auch so etwas macht den Scharm der Kirchennacht aus. Ehrenamt heißt eben auch flexibel sein und wenn mal nicht alles klappt, das Beste aus der Situation zu machen. Die Kohlen auf dem Grill glühen, das Fleisch duftet köstlich und man nutzt die gewonnene Zeit um mit Gästen ins Gespräch zu kommen und durchs Haus zu führen. Kein Unmut über vergebens zurückgelegte Wege ist zu beobachten. Man zeigt sich interessiert und nutzt die offerierten kulinarischen oder kulturellen Angebote.

Auch die Gemeinde in der Ludwig-Wucherer-Straße freut sich über den großen Zuspruch von Menschen mit Migrationshintergrund. Viele von ihnen bringen sich auch aktiv ins Gemeindegeschehen zur 16. NDK mit ein. Das kommt sichtbar gut an, bei Gästen und bei Gastgebern.

18:30 Uhr Laurentiuskirche (trocken/bewölkt):

„Was hat er denn da an?“, so die Frage der Erzählerin an die anwesenden Kinder. Alle blicken gespannt auf die Laurentius-Skulptur. „Hmmm, ….. phhhh …!“ Langes Überlegen in der Runde. Zugegeben, es war wirklich nicht einfach. „Einen goldenen Umhang und einen roten … naja … äh … Rock?!“, so die - mehr als Frage, denn als Antwort formulierte - Aussage eines Mädchens. Das Ergebnis findet in der Runde Zustimmung. Und bei den Farben werden sich die Jungen und Mädchen schnell einig. Die Grundlage ist also geschaffen. Jetzt werden bei „KinderKunstKirche“, dem Projekt der Laurentiuskirche zur NDK, Pinsel und Farben gezückt. Laurentius wird zu Papier gebracht. Die Kids haben sichtlich Freude an der Malaktion im Altarbereich der Kirche. Ob nun im Rock, mit Umhang oder im Gewand, Rot und Gold dominieren allenthalben das Zeichenpapier.

Und draußen fallen wieder kleine Tropfen vom Himmel.

19:00 Uhr Dom zu Halle (gelegentlich leichter Nieselregen, bewölkt):

Eigentlich hatten sich die Trothaer Bläser auf ein Konzert im Garten des Domes eingestellt. Doch das Wetter ist zu unsicher. Mit Blick auf die ca. 200 Zuschauer entscheidet man sich dann doch für die Indoor-Variante. Während einzelne Gäste die letzte Gelegenheit zur Besichtigung der Wanderausstellung zum Medienkunstpreis 2015 nutzen, füllen sich die Reihen immer mehr. Auch Dr. Jutta Noetzel zeigt sich unmittelbar vor ihren Grußworten begeistert. Mit so vielen Zuhörerinnen und Zuhören hat die Senior der Reformierten Gemeinde wohl auch nicht gerechnet.

Und los geht´s. Der ganze Raum erschallt vom Klang der Instrumente. Moderne trifft auf Klassik und mehr oder weniger bekannte Stücke wechseln sich ab. Gefühlt beginnt hier und jetzt die 16. NDK erst richtig.

20:00 Uhr Pauluskirche (gelegentlich leichter Nieselregen, bewölkt):

Schon auf den Stufen hinauf zur Kirche inmitten des Paulusviertels wird klar: Die Programmbroschüre stimmt, hier muss ich richtig sein. Die Band der Arabischen Oase  spielt auf. Orientalische Klänge schallen aus dem Gotteshaus. In der Pauluskirche hat sich ein bunt-gemischtes Publikum versammelt: Familien und Alleinstehende, Junge und Alte, Männer und Frauen. Im Kirchgestühl verschmelzen die Kulturen. Es gibt nur noch Gäste und keine Nationalitäten, es gibt nur noch Musikliebhaber und keine Religionen.

Wo, wenn nicht hier, inmitten der Konzertbesucher, passt das Zitat von Goethe: Solch ein Gewimmel möcht' ich sehn, […] Zum Augenblicke dürft' ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!“ Und hier zu Verweilen fällt tatsächlich nicht schwer. Es wird geklatscht, gesungen und mit den Fingern geschippst. Tolle Stimmung in Paulus.

20:45 Uhr Bartholomäus (stärker werdender Nieselregen):

Außen und innen illuminiert präsentiert sich die Bartholomäuskirche seinen Gästen. Teelichter führen die Besucherinnen und Besucher entlang des Weges in das Gotteshaus. Das erstrahlt im tiefroten Lichtschein. Kammermusik von der Empore und Psalmlesungen wechseln sich ab. Ein interessanter Mix aus Spiritualität und Musik.

Im Garten lädt ein Café zum Verweilen ein. Man nimmt sich Zeit für eine Stärkung in der Hoffnung, dass der stärker werdende Regen ein wenig weniger werden möge. Es gibt Kuchen, Suppe und Brote mit verschiedenen Aufstrichen. Die Luft ist warm und die Zeltbedachung gibt Schutz vor dem Niederschlag. Da fällt es schwer sich zu weiteren Gotteshäusern auf zu machen. Das beobachtet nicht nur der hiesige Pfarrer Ralf Döbbeling. Rückmeldungen nach der Kirchennacht zeigen, dass die Verweildauer in den einzelnen Gotteshäusern zur 16. NDK deutlich länger war, als in den vorherigen Jahren.  

21:30 Uhr St. Briccius-Kirche Trotha (Regen):

„Fettbemme“ – wo gibt es diesen Klassiker noch? Klare Antwort: in Trotha. Präses Thomas Herrmann war davon sichtlich angetan und wird nicht müde, Neuankömmlingen die kulinarische Besonderheit nahezulegen. Ob nun mit oder ohne Stärkung versehen, pünktlich um 21:30 Uhr startet das Theaterstück in der Kirche in Halles Norden. Mit einem Augenzwinkern erklären die drei Laienspieler, wie St. Briccius nach Trotha und die Kirche zu ihrem Namen kam. Das Lachen und der Beifall zeigen, das Stück kam an. Endgültig angekommen ist aber auch eine dicke Regenwolke. Gut wer jetzt hier im Trockenen sitzt.

22:30 Uhr Propsteikirche (abnehmender Regen)

Trotz des fortschreitenden Abends sind noch einige nächtliche Pilgerinnen und Pilger in der Kirche nahe der Hochstraße anzutreffen. Viele suchen direkt den Weg auf die Empore, wo Kantor Tobias Fraß ein Konzert mit Erläuterungen zu Bach´s wohl bekanntestem Werk „Toccata et Fuga d-moll“ gibt.

Wer sich in die seitliche Sakristei „verirrt“, trifft hier auf den Hausherren persönlich. Propst Reinhard Hentschel stellt den Gästen des Gotteshauses die Schätze der Kirche vor. Von Abendmahlsgeschirr bis hin zur Monstranz kann hier alles einmal aus nächster Nähe besichtigt werden. Wie Propst Hentschel bekennt, erfreut er sich von Jahr zu Jahr aufs Neue am intensiven Kontakt mit den Besucherinnen und Besuchern. Überrascht zeigte er sich, dass selbst zur 16. Auflage der Kirchennacht immer noch Menschen kommen, die das erste Mal in der Propsteikirche sind.

Und während langsam die Schätze des Gotteshauses sicher im Safe verstaut werden, erklingen die letzten Orgeltöne durch das Gotteshaus.

23:00 Uhr St. Georgen Kirche (trocken, bewölkt)

Wer noch nicht genug von der abendlichen Wanderung hat, lenkt zu später Stunde seine Schritte in die St. Georgen Kirche. Fast schon zum Klassiker geworden ist der Ausklang der NDK im hiesigen Garten. Schon beim Durchschreiten des Tores merkt man, dass sich der nächtliche Abstecher gelohnt hat. Man sitzt am Feuer oder mit einem Glas Wein im bestuhlten Garten, man lauscht der Livemusik auf der Bühne oder erkundet das phantasievoll ausgestaltete Gotteshaus. Ob im Chillout-Bereich, der Leseecke oder auf der Indoorwiese, Plätze zum Ausspannen gab es genug. Wer gar nicht wieder gehen wollte, konnte es sich hier bis morgens 7:30 Uhr (!!!) bei der Nacht der Sinne gemütlich machen.  

Ausblick:

So überraschend und vielseitig das Wetter an diesem Abend war, so mannigfaltig war auch wieder das gebotene Programm. Auch im kommenden Jahr wird es eine Kirchennacht geben. In ihrer 17. Auflage wandelt sie sich allerdings zum BAND DER OFFENEN KIRCHEN. Dieses erstreckt sich dann von Lutherstadt Eisleben über das Zentrum Halle bis in den Süden nach Merseburg hinein. Anlässlich des Kirchentages auf dem Weg in Halle/Eisleben beteiligen sich ca. 70 Gottes- und Gemeindehäuser an der kommenden Kirchennacht. 2017 findet diese schon am 26. Mai statt. Wir sehen uns.

Weitere fotografische Impressionen von der Rundreise finden Sie hier...

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