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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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17.08.2015

Zwei Reisen – ein Bericht: Szenen der 15. HALLESCHEN NACHT DER KIRCHEN im Rückblick

17:45 Uhr Hohenthurm

T. Bau: In einer Viertelstunde soll es losgehen. Diese Kirchennacht ist eine Premiere für das Gotteshaus in Hohenthurm. Erste Gäste warten bereits vor den Türen. „Wir kennen die halleschen Kirchen jetzt schon weitgehend und haben uns gefreut, dass im Saalekreis Kirchen zu sehen sind, die wir noch nicht kennen oder in die wir normaler Weise nicht kommen.“, beschreibt ein Mann den Grund, warum er mit seiner Mutter den Weg in den nördlichen Saalekreis auf sich genommen hat. Gütz und Osmünde sind ebenfalls noch Stationen, die sich die beiden vorgenommen haben.
Kaum, dass die Türen sich öffneten, strömen auch schon die Wartenden in den Kirchraum hinein. Orgelmusik erklingt, Projektionen erhellen die Apsis und schmücken diese mit wechselnden, fotografischen Impressionen von Kirche und Gemeindeleben. Bereits eine halbe Stunde nach Öffnung des Gotteshauses resümiert das Gemeindemitglied Henjes: „Ich freu mich über den Andrang, dass hätte ich nicht gedacht. Ich bin wirklich beeindruckt, es ist schön!“. Der unerwartete Zuspruch lassen sowohl den ehrenamtlichen „Gästeführer“ auf Zeit als auch den Pfarrer Stefan Domke in wahres Verzücken geraten. Fast im Minutentakt öffnen sich die Türen der Kirche auf der kleinen Anhöhe. 50 Besucherinnen und Besucher sollen es an diesem Abend noch werden.
Die zu großen Teilen restaurierte Orgel war ausschlaggebender Grund für die Teilnahme von Hohenthurm an der diesjährigen Kirchennacht. Dass der Kirchraum mit Orgelmusik erfüllt wird, ist zu großen Teilen dem Engagement der GKR-Vorsitzenden Angelika Henjes zu verdanken. Die Hobbyorganistin war nicht nur maßgeblich an der Akquise der 50.000 Euro Spenden- und Fördergelder beteiligt. An diesem besonderen Abend lässt es sich Frau Henjes auch nicht nehmen die Orgel erklingen zu lassen, während ihr Mann den Gästen zeitgleich Einblick in das Innere des Instrumentes gewährt. „Wir waren selber überrascht vom Klang der Orgel und wir wollten den Gästen einfach mal zeigen, dass sich der Einsatz gelohnt hat.“, konstatiert ihr Mann. Und während ein Gast nach dem anderen sich das Orgelwerk mit seinen teils rechtwinklig gebogenen Pfeifen oder die Kirche von ihm oder Pfarrer Domke näher zeigen lässt, bin ich schon wieder auf dem Weg zu meiner nächsten Station, die Johanneskirche.


18:30 Uhr St. Marien Gemeinde Halle-Silberhöhe

J. Schmid: Frische Kräuter in Töpfen dekorieren die Kirche – das habe ich nicht erwartet als ich mich von Halles Norden mit dem Fahrrad in die südlich gelegene Silberhöhe zur katholischen St. Marien Gemeinde aufgemacht habe. Insgesamt liegen 25 Kilometer vor mir, die ich auf meiner Route abfahren werde. Dort in Silberhöhe möchte ich einen Gottesdienst zum Fest Mariä Aufnahme in den Himmel besuchen. Mit mir sind etwa 55 Personen da, die zwischen Basilikum, Minze, Schnittlauch und Rosmarin sitzen. Es ist ein alter Brauch, an diesem Fest Heilkräuter zu segnen. Bei der NACHT DER KIRCHEN kann man ungewöhnliche, oder zumindest ungewohnte Dinge erleben.
Es ist noch früh am Abend, einige Leute haben das dunkelblaue Programmheft der NACHT DER KIRCHEN in der Hand. Jedes Jahr nehme sie an der Kirchennacht teil, erzählt mir eine Frau, weil es eine schöne Möglichkeit ist, auch mal die Kirchen anderer Konfessionen wie die armenisch apostolische oder die russisch orthodoxe Gemeinde kennenzulernen. Sie interessiere sich für die Architektur der Kirchen und genieße sowohl Musikangebote als auch die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Weiter geht’s zur evangelischen Lutherkirche.


19:15 Uhr Johanneskirche

T. Bau: Ein gedeckter Tisch und freundliche Gastgeber begrüßen die Besucherinnen und Besucher des Sakralbaus in Halles südlicher Innenstadt. Neu aufgelegte Madrigale des 16. Jahrhunderts sollen die Gäste erwarten. Ein wenig aufgeregt wirken sie schon, die beiden Musiker. Nicht ganz zu Unrecht, denn der Kirchraum füllt sich trotz des zeitigen Beginns merklich. Immerhin ca. 50 Musikliebhaber haben pünktlich zum Start des ersten Teils der abendfüllenden Aufführung den Weg in die Johanneskirche gefunden. Und was den Gästen geboten wird, kann sich wahrlich sehen bzw. hören lassen. In Kombination mit Blockflöte oder Orgel entlockt Miyoko Ito ihrer Viola Gamba mal zart klingende, mal raumfüllende Töne. Ihr musikalisches Pendant Martin Ehrhardt weiß mit seinem Orgel- und Flötenspiel nicht nur das instrumentale Miteinander zu vervollkommnen, sondern führt als Conférencier mit deutschem Charme und italienischer Galanterie gekonnt durch den Abend. Für ein abschließendes Gespräch mit Musikern und Gästen bleibt leider keine Raum mehr, die Zeit drängt. Denn in 25 Minuten soll bereits das nächste Konzert in Holleben starten.


20:00 Uhr Lutherkirche

J. Schmid: In der halleschen Lutherkirche kann man den 43 Meter hohen Kirchenturm besteigen. 136 Stufen muss man erklimmen, wenn man die Stadt von oben sehen möchte, kündigt ein Schild an. Die Kletterpartie lohnt sich, der Ausblick und die frische Brise sind an diesem sommerlichen Abend herrlich. Ein seltener Anblick ist auch der 2007 renovierte und denkmalgeschützte Dachstuhl. Beim Abstieg an den drei Glocken vorbei muss ich mich nicht lange fragen, wie es wohl ist, daneben zu stehen, wenn sie plötzlich beginnen zu läuten: Laut! Erholen können sich die leidgeplagten Ohren dann beim Akkordeonkonzert mit Bettina Born, die selbst komponierte Stücke Tango und Musette spielt. Die Ehrenamtlichen, die hier die Nacht der Kirchen betreuen, sind zufrieden: Ihre Kirche sei wie schon die Jahre davor gut besucht.


20:15 Uhr Dorfkirche Holleben

T. Bau: Vier ebenso grüne wie auch hohe Kleeblatthüte zieren die im Altarraum befindlichen Musiker. Spätestens mit Betreten des Kirchraumes wird es daher jedem Gast klar, was sie oder er hier zu erwarten hat. Irische Musik mit „an botthar“ steht auf dem Programm. Die Gemeinde in Holleben, macht ihrem Ruf als außergewöhnlicher Veranstaltungsort wieder alle Ehre. Das scheinen auch die ca. 100 Gäste der Dorfkirche gewusst zu haben. Die große Anzahl an halleschen Nummernschildern zeigt deutlich, dass viele ganz bewusst den Weg hierher gewählt haben. Ein weiterer Indikator ist auch das blaue Programm, das manch einem Besucher aus der Hosentasche ragt. Ein klares Signal: Achtung, ich kenn mich aus und bin gerüstet! "Das Programm ist unser Leitfaden, ohne das geht es gar nicht.“, erzählt mir solch ein „Wiederholungstäter“ bei Irish Stew und kaltem Ingwertee. Musik, das Gartenambiente und die kulinarischen Verlockungen machen es nicht leicht das selbst gewählte Abendpensum einzuhalten. „Vielleicht werden es dann doch „nur“ drei Kirchen.“, korrigiert der Gesprächspartner seine Prognose augenzwinkernd. Gut wenn man sich die Zeit nimmt, ein Luxus, den ich mir nicht leisten will. „Ein paar schaffe ich noch!“, sage ich mir und schwinge mich wieder auf´s Mopped.


20:45 Uhr Dom zu Halle

J. Schmid:150 Menschen waren es nach Auskunft der Verantwortlichen, die gleich bei der Öffnung um 20 Uhr in den reformierten Dom strömten. Sie fanden ihn hell mit Kerzen erleuchtet. Licht, Orgelmusik, eine Lesung und eben der Dom als Raum stellen in aller Schlichtheit typisch reformiert das Programm der reformierten Gemeinde dar. Einige Menschen wandeln durch den Raum und betrachten seine Schätze wie das frisch restaurierte historische Kirchgestühl, andere setzen sich auf Bänke und lauschen der Orgelmusik. Ein Kind entdeckt den Sakralbau auf seine ganz eigene Weise, es nutzt zur Verwunderung einiger die langen Gänge zum Laufradfahren. Auch hier hält die NACHT DER KIRCHEN Überraschungen parat. Während beständig Menschen kommen und gehen, über 400 werden wohl es im Laufe des Abends werden, erklärt ein Ehrenamtlicher, dass zur NACHT DER KIRCHEN viele Menschen in den Dom kommen, die nur mal reinschnuppern möchten. Manch einer bleibt dann doch sitzen, um die Texte zu hören.


21: 30 Uhr Halle-Neustadt, Neuapostolische Kirche und Methodisten

T. Bau: Auf meinem Rückweg nach Halle in Richtung Pauluskirche mache ich noch kurze Zwischenstopps in Halle-Neustadt, bei der Neuapostolischen Kirche und bei den Methodisten. Allenthalben ist man erfreut über den guten Zuspruch seitens der Gäste. Freude herrscht auch darüber, dass entgegen aller Prognosen das gute Wetter zum Abend hin Durchhaltvermögen zeigte. Gerade bei den Methodisten in der Schulstraße in Halles Innenstadt nutzten viele die Gelegenheit im Kirchgarten bei einem Glas Wein und kulinarischen Angeboten aufzutanken, ins Gespräch zu kommen oder einfach mal nur kurz innezuhalten. „Der Reiz der Kirchennacht ist für mich, dass man in Kirchen kommt, die sonst verschlossen sind. Und jede dieser alten und neuen Kirchen hat irgendeine Besonderheit, wo man da mal inne hält. Dieses Inne halten ist unterschwellig immer dabei.“, beschreibt ein Gast diesen Augenblick der Ruhe.


21: 45 Uhr St. Laurentiuskirche Halle

J. Schmid: Eine Stippvisite bei der evangelischen Laurentiuskirche führt mich auf einem Weg zwischen schaurig wirkenden Grabmälern mit rötlich fackelnden Grableuchten hin zur einladend offenen Kirchentür. Im Innenraum sitzen einige Menschen plaudernd mit Getränken im Kirchgestühl. Auch hier lässt sich Kirche einmal anders erleben.


22:00 Uhr Pauluskirche

T. Bau: „Viertelpoet“, so nennen sich die vier lyrischen Folk-Rocker, die für 22 Uhr im Programm zur NACHT DER KIRCHEN angekündigt waren. Ein volles Haus und trotzdem alles dunkel und nur ein Flimmern erhellt den Altarbereich?! „Spannende Kulisse für ein Konzert!“, denke ich mir, werde aber schnell eines Besseren belehrt. Das Konzert verzögert sich. Es läuft immer noch der Film „Halle, wie es einmal war… Teil 2“ von Michael Stabenow. Der Filmemacher steht, wie sollte es auch anders sein, wieder selbst am Projektor und lässt die Filmrollen rattern. Gebannt schauen Jung und Alt auf die schwarz-weißen Bilder. Neugier trifft auf Erinnerung, eine spannende Reminiszenz an vergangene Tage. Die halbvollen Filmrollen offenbaren, dass sich der geneigte Konzertbesucher noch ein wenig gedulden muss. „Schade.“, denke ich mir, aber man kann nicht alles haben. Und schön, dass Klassiker immer noch funktionieren. Auf dem Weg zu meiner letzten Station, der St. Georgenkirche, mache ich noch einmal kurz halt in St. Norbert, wo eigentlich 22 Uhr bereits Schluss gewesen ist. In dem kurzen Gespräch zwischen Aufräumen und Abschließen offenbart die dortige Verantwortliche Wolff, dass man auch in diesem Jahr wieder zufrieden ist. Allerdings beeinträchtigt nach ihrer Einschätzung die aktuelle Ferienzeit sowohl die Durchführung der Kirchennacht als auch den Besucherzuspruch. Da sich im kommenden Jahr die Feriensituation anders gestalten wird, ist man aber im Giebichensteinviertel sehr zuversichtlich, dass die hundert Gäste von diesem Jahr wieder klar übertroffen werden.


22:30 Uhr Petruskirche

J. Schmid: Spät am Abend führt mich mein Weg über die Saale hoch auf den Berg zur evangelischen Petruskirche. Auf dem Platz vor der Kirche sind Tische und Stühle mit Leuchten aufgestellt, lautes Gelächter schallt einem entgegen. Die Petrusgemeinde wird von einigen Leuten gerne am späten Abend besucht. Studierende stellen dort momentan die Ausstellung „Visionen für die Garnisonskirche in Heide-Süd“ aus. Die filigranen Modelle aus Papier haben am Eingang unter der Empore einen prominenten Platz gefunden. Im Kirchenschiff sitzen trotz fortgeschrittener Stunde über 40 Menschen, die Taizégesänge anstimmen. Es herrscht eine ruhige, besinnliche Atmosphäre, die einen zum Ende dieser 15. HALLESCHEN NACHT DER KIRCHEN zur Ruhe kommen lässt.


23:00 Uhr St. Georgen Kirche

T. Bau: Auch für mich heißt es: „Finale!“ Der Schlusspunkt der diesjährigen Reise ist mal wieder St. Georgen. Mein (alter und neuer) Weg hat mich direkt hierher gelotst, wo das Feuer prasselt und die Bühnendarbietungen im Garten dem letzten Höhepunkt entgegengehen. Eine von biblischen Versen inspirierte Feuershow verspricht nochmals Spannung. Aber vorher heißt es erst einmal Schuhe ausziehen und barfuß alte Pfade und neue Wege beschreiten. Im Kirchenlabyrinth kann man sich auf eine sinnübergreifende Entdeckungsreise begeben. Die Fußsohlen spüren den Untergrund: mal weich und mal hart, mal stachelig und mal fest, mal feucht und mal trocken. Lichter lassen Rasen lila erscheinen, die Wände in Gelb erstrahlen und Gesichter rot schimmern. Es gibt etwas zu hören oder zu schauen. Der Blick von oben offenbart das ganze Ausmaß der Kircheninstallation. „Das ist unser gestalteter Psalm 23!“, sagt ein verantwortlicher Mitarbeiter voller Stolz.
Den Weg in die ebenfalls hergerichtete Gruft spare ich mir, schließlich wartet ja noch eine Feuershow. Und als die Fackeln durch die Luft wirbeln, merke ich erst einmal wie schnell die sechs Stunden verflogen sind. Dabei erinnere ich mich an einen älteren Herren in Hohenthurm zu Beginn meiner Tour. Der rüstige Hallenser sagte mir: „Wir machen das schon seit vielen Jahren und es ist immer wieder schön. Es gibt ja auch genug Kirchen, so dass es nie langweilig wird.“. Ich kann nur sagen: „Recht hat er!“


Fotografische Impressionen zur 15. HALLESCHEN NACHT DER KIRCHEN finden Sie hier!

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