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Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis

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18.03.2024

Zukunft der Kirchenkreisstruktur: GKR-Vorsitzende diskutieren Perspektiven

Zwei Stunden, um Grundsätze der künftigen Struktur des Kirchenkreises zu diskutieren, sind knapp. Sehr knapp! Aber so war er nun einmal, der zeitliche Rahmen beim diesjährigen Treffen der Gemeindekirchenratsvorsitzenden mit Superintendent Hans-Jürgen Kant. Da blieb kein Raum für ausführliche Vorstellungsrunden und kurze Einblicke ins jeweilige Gemeindeleben. Ein geistlicher Impuls aus dem Fastenkalender sowie ein „bewegter“ Überblick über die anwesenden Personengruppen sorgte am zurückliegenden Mittwoch für einen „fliegenden Start“ ins Thema.

Nicht minder dynamisch ging es dann weiter. An eine kurze Vorstellung der Zeitschiene des „Stellenplan 2035“-Prozesses schloss sich ein zehnminütiger Rückblick auf die Ergebnisse des Mitarbeitendenkonvents an. Bereits in diesem Resümee blitzten erstmalig an diesem Abend Fragestellungen auf, die auch das Treffen der ehrenamtlichen Kirchenleitungen bestimmten. So gab es direkt im Anschluss zweimal die Gelegenheit an einem von vier sogenannten "Thementischen" zu den benannten Aspekten ins Gespräch zu kommen. In Summe offenbarten sich viele Parallelen zu den Einschätzungen und Empfehlungen aus dem Konvent der Mitarbeitenden.

Ist Dienstwohnungs- und Residenzpflicht noch zeitgemäß?

Es liegt in der Natur der Sache, dass in der Diskussionsrunde der Ehrenamtlichen ein Hauptaugenmerk weniger auf der Möglichkeit der Abgrenzung zwischen beruflicher und Privatsphäre lag, sondern die Erreichbarkeit im Vordergrund dtand. Das „besetzte“ Pfarrhaus sei allerdings kein Garant hierfür. Andererseits ist in Zeiten mobiler Endgeräte eine arbeitsortferne Wohnstätte keine Erschwernis mehr. Auch wenn nicht in Gänze ausgeschlossen, so wären Dienstwohnungs- und Residenzpflicht regio-lokale Team-Modelle zumindest nicht förderlich.  

Ein große Schnittmenge mit der Diskussion unter den hauptamtlich Engagierten fand sich in der Bewertung der Lage des Wohnraumes. Insbesondere im ländlich geprägten Bereich könnte die Aufhebung der Residenz- und Dienstwohnungspflicht die Frage nach einer anderweitigen Bewirtschaftung die Gemeinden vor größere Herausforderungen stellen. Allerdings wurde vereinzelt auch darauf hingewiesen, dass eine ländliche Prägung nicht gleich Unvermietbarkeit bedeutet. In besonderer Weise gilt dies noch einmal für den verkehrstechnisch gut angebundenen „Speckgürtel“ Halles.

Alles bleibt anders – Künftige Formen der Zusammenarbeit

Die mögliche Zusammenarbeit im Team dominierte inhaltlich diesen Thementisch. Dabei ging es nicht allein um die Frage, wie und in welchen Konstellationen das innerhalb des Hauptamtes gelingen kann. Vielmehr stand die Frage im Raum, wie dies in Wechselwirkung mit dem Ehrenamt steht. Daher forderten die GKR`s eine stärkere Anleitung und begleitende Unterstützung der freiwillig Engagierten seitens des Hauptamtes ein. Auch eine Öffnung (Stichwort „Kirchgruppen“) nach außen wurde thematisiert. Diese würde zu einer Erweiterung der regionalen Kompetenzen führen und durch breitere Verteilung der Aufgaben entlastend wirken.

Um sowohl die Fachlichkeit zu erhöhen und die Begleitung des Ehrenamts zu verbessern gab es zudem den Wunsch, die Teams mit allen Arbeitsbereichen, also Pfarramt, Kirchenmusik und Gemeindepädagogik, zu besetzen.

Sinnvoll reduzieren, aber wie?

Eine (Weiter-)Entwicklung des hauptamtlichen Rollenverständnisses zu Gunsten einer intensiveren Begleitung des Ehrenamtes war ein Aspekt, der auch in dieser Runde diskutiert wurde. Unterschiedliche Positionen standen sich aber bei der Frage nach der sinnstiftenden Fokussierung der hauptamtlichen Mitarbeitenden gegenüber: wo viel ist, viel Hauptamt versus gleichmäßige Verteilung, um das Wenige vor Ort zu stärken und weiter aufzubauen.

Um Stellen attraktiv zu gestallten wurde für die Aufhebung kleiner Pfarrbereiche zu Gunten von lebbaren, also Voll- statt Teilanstellungen plädiert. Dem wiederum stand gegenüber, dass viele Teilzeitstellen (ggf. durch Aufstockung mit - bestenfalls refinanzierten - Aufgaben) den Mitarbeitenden-Pool vergrößern würde. Ähnliche Potentiale wurden in der Zusammenarbeit in Teams erblickt, da dies die Ansprechbarkeit erhöhen würde.

Nicht zuletzt sollte bei Planungen die prognostizierte Entwicklung des jeweiligen Gebietes (z.B. Neubausiedlung im Norden Halles) Berücksichtigung finden.

Welche Unterstützung benötigen wir vom Kirchenkreis und Kreiskirchenamt?

Diese Fragestellung ist auch außerhalb etwaiger Stellenplanprozesse immer ein Dauerbrenner. Auch diesmal spielten Forderungen nach mehr Transparenz, besserer Kommunikation, weniger Bürokratie und umfassenderen Service („mehr Zuarbeit“) durch Amt und Kirchenkreis die Hauptrolle im Potpourri der Unterstützungsanliegen. Aber auch hier war der Wunsch nach einer Stärkung des Ehrenamtes durch zielgerichtete Fortbildung deutlich wahrnehmbar.

Die Intensität der Tischgespräche und die durch die Moderation kontinuierlich eingeforderte Bereitschaft, sich dem „Diktat des abendlichen Zeitplans“ wieder zu unterwerfen, zeigte erfreulicherweise das rege Interesse an den diskutierten Themen. 15-20 Minuten mehr Zeit für die zwei Diskussionsrunden hätten dem Treffen sicherlich gutgetan.

„Wegzehrung“ – Impulse für den Struktur- und Stellenplanausschuss

Den Abschluss bildete das Skizzenpapier aus dem synodalen Ausschuss, das Superintendent Kant analog zum Mitarbeitendenkonvent auch in dieser Runde beispielhaft vorstellte. In diesem zeigte sich deutlich, dass trotz des langfristigen Zeitraums von 10 Jahren bis zur endgültigen Umsetzung immer noch Raum für eine Ungleichzeitigkeit verschiedener Modelle bleibt. Es geht also nicht darum regional passende Strukturen zwanghaft umzukrempeln, sondern passende Varianten zu finden, die sowohl den regionalen als auch lokalen Besonderheiten Beachtung schenken.

Trotzdem werden die Spielräume enger, vereinzelt Einschnitte schmerzlich sein und inhaltliche Stellenausgestaltungen neu gedacht werden müssen. Dies manifestierte sich auch in den Impulsen und Fragen, welche die ehrenamtlichen Kirchenleitenden dem Struktur- und Stellenplan-Ausschuss zum Abschluss des Abends schriftlich mit auf dem Weg gegeben haben:

  • Finanziell und strukturell (z.B. geografische Zuschnitte) lebbare sowie inhaltlich sinnstiftende Stellen
  • Auf- bzw. Ausbau von Strukturen zur Gewinnung (z.B. Prädikant*innen) sowie zur Anleitung, Unterstützung und Wertschätzung des Ehrenamtes
  • Stärkung der Kirchenmusik auf dem Land

Abschließender Hinweis: Der hier nachzulesende Bericht beruht auf den persönlichen Wahrnehmungen des anwesenden Redakteurs. Alle Angaben sind ohne Gewähr und besitzen keinerlei rechtliche Beweiskraft.

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