Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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Exposé: „Lili“
Als ich Lili kennenlernte, war Sie ein stets gut gelaunter und hilfsbereiter Mensch, auf den man sich immer verlassen konnte. Besonders bemerkbar machte sich ihre Fürsorge und Zuneigung, als ich selbst in einem Wintertief war und nichts mit mir anzufangen wusste. Weder Gegenwart, noch Zukunft entsprachen meinen Vorstellungen, obwohl beides sehr klar vor mir lag. Doch Lili war da, hatte immer ein offenes Ohr und half mir, meine eigenen Probleme zu überwinden. Diese Erfahrung mündete schließlich in eine Beziehung.
Nach einigen Monaten wendete sich jedoch das Blatt. Bei ihrer Mutter wurde Krebs diagnostiziert, die wirtschaftliche Situation ihrer Eltern im Allgemeinen und die Tatsache, dass das Psychologie-Studium sich anders gestaltet als vorgestellt, führten bei Lili zu einer immer noch anhaltenden Depression. Es dauerte lange, bis ich erfuhr, dass es nicht ihre erste Erfahrung in dieser Hinsicht war. Die Ärzte nennen es „rezidivierende Depression mit Borderline-Akzentuierung“, was eine Zusammenfassung für Symptome wie Lethargie, Hilflosigkeit, Angstzustände, aber auch das sogenannte Helfersyndrom ist. Wir kämpfen nun seit gut einem Jahr dagegen an und langsam zeigen sich erste Lichtblicke. Während des Winters nahm Lili an einer stationären Behandlung im Klinikum Essen teil. Therapeutengespräche halfen ihr und auch mir zu verstehen, warum die Dinge so sind, wie sie sind und wie man damit umgehen sollte. Ich glaube, dass der starke Bezug zueinander uns beiden Kraft gibt und ich in der Fotografie ein Medium gefunden habe, welches mir hilft, persönliche Erfahrungen festzuhalten und zu reflektieren.
Die Bildserie liefert einen Einblick in Lilis Alltag. Haustiere spielen eine ebenso tragende Rolle wie Menschen, sind sie doch immer vor Ort, um ihre Zuneigung zu bekunden. In alledem erkenne ich das Thema der Ausschreibung wieder. Der Prozess ist hier stark verknüpft mit der Krankheit und betrifft uns beide. Es geht hier nicht um Heilung im klassischen Sinne, sondern viel mehr um den Umgang damit; ein Leben lang.