2013 - Hanna Sass (Nominiert für den Medienkunstpreis)

Exposé

Die Fotoserie zeigt eine kämpferische Auseinandersetzung eines Mannes mit einem Tuch. Auf allen Fotos ist ein Bildausschnitt gewählt, der Kopf und Schulter zeigt. Der Oberkörper ist nackt. Auf dem ersten Bild hält das Model mit geschlossenen Augen das Tuch in der Hand. Der Körper ist nur teilweise beleuchtet, der Rest ist von der Dunkelheit verschluckt.

Die nächsten drei Bilder zeigen wie der Mensch, ein Stück nach vorn, ins Licht getreten, dadurch ganz beleuchtet, sich das Tuch um den Kopf zu binden versucht. Bei diesem Prozess sind beispielhaft verschiedene Versionen des Umgangs zu sehen, die Kraft, Kampf und Erschöpfung implizieren. Auf dem letzten Foto hat die Person sich das Tuch um den Kopf gewickelt, wobei nur ein Auge sichtbar ist und er mit diesem den Betrachter anschaut. Hier ist nur noch ein Teil des Gesichtes zu sehen. Der Rest ist schwarz.

Bei dieser Arbeit geht es darum, einen Umgang mit der Welt zu visualisieren, die Verarbeitung von Erfahrungen, die sich nicht gradlinig vollzieht, sondern in einem Prozess, der Mut, Kraft und Schmerz erfordern kann. Gleichzeitig kann dieser Akt auch als Aneignung von Überzeugungen, Meinung oder Glaube begriffen werden. Denn das Tuch ist etwas, das versteckt, schützt, aber auch verdeckt und unsichtbar macht, was man mit sich trägt, was man zu tragen lernen kann, was man ablegen kann. Es ist wichtig, dass das letzte Bild, kein Ziel oder eine Befreiung symbolisiert, sondern nur einen Umgang aufzeigt. Durch die Präsenz, die die Person dadurch erhält, dass sie den Betrachter nur in diesem Bild direkt ansieht und nur das Gesicht zu sehen ist, wird ein Erkennen und Erlernen deutlich. Nun ist die Person, wenn vielleicht nur vorübergehend, erfahrener und geschützter.