Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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Exposé: Fotoarbeit „ Prozess“
Die eingereichte Arbeit zeigt Fotografie, gepaart mit dem Medium Glas. Sie beschäftigt sich so mit der Schichtung von Bildern, einer Vermischung fotografierter Momente und nachträglichem analogen Eingreifen in das was sichtbar bleibt. Die normalerweise schlicht transparente Schicht des Glases der gerahmten Bilder bekommt eine eigene Funktion: eingebrannte Elemente verändern das darunterliegende Foto.
Glas als Material schwankt zwischen Transparenz, Fragilität und dennoch einer harten Trennfläche. Es zwingt dem Betrachter eine Realität auf: ist es durchsichtig, kann das was dahinter ist in den Vordergrund treten, ist es nicht durchsichtig, bleiben wir mit unserem Blick zwangsläufig an seiner Oberfläche, so sehr wir auch nach einem Durchdringen suchen. Ein durchkommen ist in physischer Form nicht möglich, dennoch können wir es mit unseren Blicken durchdringen.
Die Arbeit spielt mit der Vielseitigkeit der Realitäten. Wie vieles, an dem wir uns festhalten, ist nicht sichtbar? Und dennoch irgendwie da? Die Glasschichten sollen etwas davon sinnbildlich sichtbar machen. Werden sie entfernt, ist das Bild wieder ungetrübt, so wie wir es kennen. Aber mit dieser zweiten Ebene ist alles verändert. Alles hat eine andere Bedeutung, einen weiteren Sinn. Jede Zeit, jeder Mensch sieht Dinge anders. Nichts ist starr oder würde es jemals bleiben, unsere Zeit ist immer im Prozess und als solcher zu verstehen. Die Bilder, sprich Realitäten werden immer mit dem Filter des Jetzt betrachtet werden.
Persönlich sehe ich so auch unseren Glauben. Jeder von uns, und jede Religion hat ihre eigene „zweite“, unsichtbare Ebene, die uns in unserer Welt einordnet. Ob diese stärker ist oder nicht wahrnehmbar bleibt, ist unterschiedlich. Sicher ist nur: alles ist je nach Wahrnehmung so eigen und damit hat ein jeder und eine jede eine eigene Annäherung, sich im Prozess des Verlaufs von Zeit und Leben einzuordnen.
Die Bilder sind für mich eine Suche nach ebendiesen großen Fragen, nach verändernden Komponenten, nach Addition und Kulisse für Wahrnehmung.
Das Glas gab mir künstlerisch die Möglichkeit, in das relativ starr abbildende Medium der Fotografie prozesshaft einzugreifen, und den Bildern eine zusätzliche Ebene zu geben, – die aber auch wieder ausgetauscht werden kann, sich verändern kann – und somit den kompletten Blick immer wieder neu ausrichtet und schärft.