Kirchenkreis Halle/Saalkreis, Superintendent Hans-Juergen Kant
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24.05.2025
Im Rahmen der anstehenden Wahl zum Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises stellte sich Dr. Ute Niethammer im Anschluss an einen Gottesdienst den Fragen der Öffentlichkeit. In dem Gespräch gab die promovierte Theologin Einblicke in ihre Haltung, Erfahrungen und Perspektiven für die künftige Leitung des Kirchenkreises.
Ein zentrales Thema des Gesprächs war zu Beginn die Rolle des Ehrenamtes angesichts der geringer werdenden Anzahl an hauptamtlicher Mitarbeitenden. Daher betonte Dr. Niethammer den hohen Stellenwert des ehrenamtlichen Engagements. Es sei nicht auf unterstützende Randbereiche zu beschränken, sondern müsse auch an gestaltenden Aufgaben beteiligt werden. Gleichzeitig gebe es kein allgemeingültiges Rezept, um Ehrenamtliche zu integrieren – entscheidend sei, Menschen zu finden, die auch außerhalb kirchlicher Räume glaubwürdig vom christlichen Glauben und Handeln Zeugnis geben. Dergestalt könnten auch neue Zugänge zur Kirche eröffnet werden.
Die Frage nach ihrer bevorzugten Form, um Menschen mit dem christlichen Glauben „anzustecken“, beantwortete Niethammer differenziert: Es komme auf die jeweilige Person an. Besonders wirkungsvoll sei das persönliche Gespräch, das den Gegenüber in seiner Person wahrnimmt – ein Resonanzgedanke, den sie mit einem Verweis auf den Soziologen Hartmut Rosa unterstrich. Um unterschiedliche Menschen zu erreichen, könnten zudem auch alternative Andachtsformate hilfreich sein, etwa Tagzeitgebete oder Jazz-Gottesdienste.
Dr. Niethammer beschrieb ihre Fähigkeit, sich rasch in neue Themen einzuarbeiten, als Stärke – aber auch gelegentlich als Schwäche, da dies manchmal zu schnelle Entscheidungen hervorbrächte. Dies wissend, reflektiere sie Sachverhalte mittlerweile viel bewusster. Dabei schätzt sie ein Umfeld, das beratend wirkt und neue Perspektiven in diese Überlegungen einspielt. Humorvoll und zugleich selbstbewusst bezeichnete sie sich selbst als „nicht totzukriegen“, was auf eine resiliente Grundhaltung hindeutet.
Durch ihre Mitgliedschaft in der örtlichen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist Dr. Niethammer mit unterschiedlichen Konfessionen und Religionen im Gespräch. Dabei lege sie den Fokus auf Gemeinsamkeiten, statt Unterschiede zu betonen. Gerade im urbanen Kontext wie Halle sieht sie Potenzial für interreligiöse Begegnung auf Augenhöhe. Ihre Offenheit resultiert auch aus ihrer eigenen Biografie: Aufgewachsen in einem volkskirchlichen Umfeld, spielte Religion im Elternhaus nur eine untergeordnete Rolle – Erfahrungen, die sie heute in die Lage versetze, gut Brücken zu nichtkirchlich geprägten Menschen zu bauen.
Die Seelsorge bezeichnete Dr. Niethammer als wesentlichen Bestandteil der pfarramtlichen Arbeit, besonders in Bereichen, in denen Menschen oft auf sich allein gestellt sind – etwa in Pflegeeinrichtungen oder Kliniken. Schon früh habe sie erfahren, wie groß das Vertrauen war, das ihr selbst als junger Pfarrerin entgegengebracht wurde. Für viele Menschen sei seelsorgerliche Begleitung eine wertvolle Hilfe.
Als landeskirchlich Beauftragte für die Arbeit mit Prädikantinnen und Prädikanten ist die Öffnung des Predigtamts für Laien für Dr. Niethammer gelebte Praxis. Sie freue sich über die Vielfalt an Menschen, die sich dazu berufen fühlten, ehrenamtlich in der Verkündigung mitzuwirken – quer durch Milieus und Generationen. Diese Vielfalt empfinde sie als große Bereicherung.
Ihr Interesse an der Superintendentenstelle begründete Niethammer mit der Beobachtung aktueller kirchlicher Umbruchsprozesse - auch im Kirchenkreis. Kirche müsse sich neu aufstellen und könne es sich nicht mehr leisten, sich in eine vermeintlich sichere Komfortzone zurückzuziehen. Sie spüre einen Aufbruchsgeist, dem sie sich anschließen wolle. Die Veränderung empfinde sie als notwendig und positiv.
In ihrer Selbstbeschreibung als Führungskraft betonte Dr. Niethammer einen kooperativen Führungsstil. Sie arbeite gerne im Team, übernehme aber Verantwortung, wenn es darauf ankomme. Vertrauen zu geben sei ihr wichtig, gleichzeitig lege sie Wert auf Rückmeldung. In Konflikten unterscheide sie systemische Ursachen von persönlichen. Während Erstere strukturell zu lösen seien, scheue sie sich nicht, bei persönlichen Auseinandersetzungen auch externe Hilfe hinzuzuziehen – mit dem Ziel, frühzeitig Lösungen zu finden, bevor sich Konflikte verfestigen.
Mit dem Wunsch nach Veränderung begründete Dr. Niethammer, ihren Wechsel aus dem süddeutschen Freiburg nach Halle (Saale). Sie wolle erleben, wie die Welt jenseits des Breisgaus „tickt“. Halle habe sie dabei nicht allein aus familiären Gründen überzeugt. Die Stadt gefalle ihr außerordentlich gut – und das städtische Motto „Verliebt in Halle“ finde sie treffend und sympathisch.
Dieser Bericht bildet zusammengefasst die vom Redakteur wahrgenommenen zentralen Aussagen von Dr. Ute Niethammer im Rahmen ihrer öffentlichen Vorstellung ab. Den Bericht zur Vorstellung von Peter Herrfurth (inkl. Mitschnitt der Predigt als Video) finden Sie hier.
Die vollständige Predigt finden Sie nachfolgend als Video:
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YouTube anzeigenDr. Ute Niethammer, geboren 1970 in Reutlingen, studierte Evangelische Theologie in Marburg, Straßburg und Tübingen. Sie wurde im Jahr 2000 ordiniert und war seither in verschiedenen kirchlichen Handlungsfeldern tätig: im Gemeindepfarramt, im Schuldienst, auf unterschiedlichen Leitungsebenen von Kirche sowie in ökumenischen Projekten. Aktuell verantwortet sie den Prädikantendienst der Badischen Landeskirche und lehrt an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
Dr. Niethammer ist medienerfahren und hat unter anderem im Rundfunk gewirkt.